Geschichte

Maitour 2016 nach Wenigumstadt – eine Geschichte über kaputte Räder, tollkühne Radler sowie völlige Radlosigkeit


Na? Hat die Überschrift des geneigten Lesers Neugierde geweckt? Dann möge er zu deren Befriedigung diesen Bericht aufmerksam studieren!
Wir wollen jedoch nicht weiter wie im Mittelalter reden bzw. schreiben, als das Rad zwar schon erfunden war, man aber noch nicht auf Zweirädern zum Zwecke des geselligen Beisammensein durch die Lande radelte. Wobei die Anzahl der im letzten Jahr vollendeten Maitouren - es war deren die 30. - durchaus darauf schließen lassen könnte, dass deren Erstausgabe in eben jener finsteren Zeitenepoche stattgefunden haben mag.
Zu dieser Jubiläums-Maitour, die nach Wenigumstadt führen sollte, hatten sich zunächst neun Kameraden am üblichen Startpunkt bei Onkel Rainers Hütte in der Borkumer Straße bei windigem Sonnenschein und geschätzten Temperaturen von 17,28 Grad Celsius eingefunden. Von diesen neun Stammtischbrüdern hatten jedoch nur acht ihren Drahtesel dabei. Grund hierfür war jedoch nicht, dass man eine besondere Variante des Spiels “Reise nach Jerusalem” ausprobieren wollte, sondern die Tatsache, dass ein Reiseleitungsmitglied aus gesundheitlichen Gründen die Strapazen des Radelns durch das zudem nicht ganz ebene Gelände nicht auf sich nehmen konnte - so viel zu der in der Überschrift erwähnten “Radlosigkeit”. Man muss der Vollständigkeit halber jedoch zugeben, dass er nicht völlig “radlos”, sondern gegenüber seinen Kameraden sogar doppelt berädert war - er fuhr nämlich per PKW mit, was sich in der Folge noch als Glücksfall herausstellen sollte. Doch hierzu später mehr.


O´zapft is!

Nach dem üblichen Prozedere, bestehend aus Fassbieranstich sowie zünftiger Vesper mit Brot und Wurst, ging es um 11.30 Uhr dann los gen Osten, denn in dieser Richtung befand sich unser im bayrischen Bundesausland gelegenes Ziel Wenigumstadt.
Als Treffpunkt für die Zwischenrast wurde der auf einer Anhöhe bei Schaafheim gelegene Wartturm festgelegt. Der erste, der dort eintraf, war der mit dem Service-Kfz reisende Stammtischbruder, wobei der Service zunächst einmal darin bestand, eine gut gekühlte Partydose an Ort und Stelle zu transportieren. Doch schon kurz darauf traf unser in Altheim wohnendes Mitglied am mittelalterlichen Bauwerk ein. Er hatte das Fahrerfeld verloren, wählte dann seine eigene Route und war somit offensichtlich schneller als die anderen zum Zwischenziel gelangt.


Routenplanung - wer weiß, wo´s langgeht?

Nach einigen wenigen Minuten des Wartens traf dann eine Vorhut des Hauptfahrerfeldes ein und übermittelte die unschöne Botschaft, dass ein Stammtischgründungsmitglied beim Anstieg zum Wartturm eine schwerwiegende Fahrradpanne erlitten hatte, die ein weiteres Radeln unmöglich machte. Deshalb musste er den Weg nach oben auch schiebenderweise bewältigen. So, jetzt wäre auch ein weiterer Teil der Überschrift erläutert.
Aber wie bereits angedeutet, war ja glücklicherweise das Servicefahrzeug an Ort und Stelle, in welchem - auch glücklicherweise - ein Sitz ausgebaut war, sodass der malade Drahtesel bequem in seinem Inneren verstaut werden konnte.
So konnte man sich unbekümmert der Besichtigung und Besteigung des Wartturms zuwenden, den von dieser Anhöhe fantastischen Rundblick über Bachgau, Aschaffenburger Gegend und das Rhein-Main-Gebiet ge­nießen und natürlich die mitgebrachte, gut gekühlte Partydose anstechen. Nach deren vollständiger Leerung nahm man dann die finale Wegstrecke hinunter nach Wenigumstadt in Angriff.


Rast am Wartturm

Das nun mit zwei Personen besetzte Servicefahrzeug war natürlich schneller unten am Ziel: Dem auch in Münsterer Schlemmerkreisen bestens bekannten Bachgauer Hof, umgangssprachlich zumeist ”De Forschler” genannt. Pünktlich um 13.30 Uhr betraten die beiden Kameraden das Lokal und wählten die Option “Sitzen im Freien” - also im Biergarten ... wobei bei dieser Begrifflichkeit eher der Teil “Bier” zutreffend war; das mit dem “Garten” war so eine Sache .... wenn man eine gepflasterte Fläche, teilweise mit der Gelegenheit, darauf zu parken, als einen solchen betrachtet, dann war das eben ein Biergarten, in welchem wir uns - einen von drei vorhandenen Tischen in Beschlag nehmend - niederließen.
Wir wollen aber nicht so kritisch sein, denn der Bereich war sauber, überdacht und die kurz darauf eintreffende Rest-Reisegesellschaft hatte daran auch nichts auszusetzen.
Kaum hatten die von den Strapazen des Bergabfahrens gezeichneten Stammtischfreunde Platz genommen und die erste Runde Bier geordert, kam unser ehemals in Altheim wohnendes Stammtischmitglied um die Ecke geradelt und wollte hiermit den Eindruck erwecken, dass er die ganze Strecke hierher mit dem Rad zurückgelegt habe.
Das Lügengebäude brach aber schnell in sich zusammen und er gab zu, dass er sich von seinem frisch vermählten Bruder, dessen Hochzeits-Nachbereitungen der Grund für sein Nachzügeln waren, per PKW ins benachbarte Pflaumheim karren ließ, um von dort relativ schweißfrei zum Ziel zu radeln.


Heiko ist gekommen

Nun, da die Reisegesellschaft komplett war, konnte man sich der festen Nahrungsaufnahme zuwenden, wobei sich die Mehrheit nicht für die berühmt-berüchtigten Haxen, derer wegen normalerweise Heerscharen von Münsterern zum Forschler pilgern, entschied. Nein, das größere Interesse hatte das “Bayrische Rumpsteak, mit Meerrettich überstrichen” erweckt, was sich auch als eine ausgezeichnete Wahl erweisen sollte. Zum Nachtisch orderten einige Schlemmermäulchen dann noch opulente Eisbecher und rundeten damit das Mittagsmahl von der süßen Seite her ab.


Wo man lacht, da lass´ dich ruhig nieder...

Wer jetzt denkt, wir hätten uns dort in erster Linie mit fester Kost versorgt und unseren eigentlichen Auftrag, das Biertrinken, vernachlässigt, dem sei gesagt: “Das war beim besten Willen nicht so!”
Es wanderten schon einige Runden kühlen Gerstensaftes auf unsere Tafelrunde und führten mit fortlaufender Dauer des Aufenthaltes durchaus zu immer enthemmteren Gefühlsausbrüchen bei mindestens einem der Umhersitzenden.
Um 17 Uhr hieß es dann “Zelte abbrechen”, um die beschwerliche Rückreise in Angriff nehmen zu können.


...böse Menschen haben keine Lieder!

Die beiden Fahrerlager einigen sich darauf, in Harpertshausen einen Zwischenstopp einzulegen. Dort lauern schon seit mehreren Jahren die “Glorreichen 8” arglosen, vorbeikommenden Gruppen von Maiausflüglern auf, um diese mit dem Lockstoff “Gezapftes Bier” ins Verderben zu locken - eine moderne, aber durchaus sympathische Variante des Loreley-Themas.
Auch wir konnten bei zwei der vergangenen Maitouren, als Har­pertshausen auf der Rückreiseroute lag, diesen Verlockungen nicht widerstehen und wurden magisch von der Zapfstelle angezogen, um ein Zwischengetränk zu uns zu nehmen. Und da aller guten Dinge bekanntlich drei sind, beehrten wir die “Glorreichen 8” auch dieses Mal.


Run ToThe Hills

Die Besatzung des Service-Mobils war schneller an Ort und Stelle und wartete auf die Radfahrer-Fraktion - klar, mit dem Rad ist man halt langsamer als mit dem Auto! Sie warteten also …….…….. sie warteten ………... sie warteten immer noch …….. dann warteten sie und fragten sich, wo der Rest denn bleibt. In der heutigen Zeit mobiler Kommunikationsmittel konnten sie dann aber seitens der Noch-nicht-Angekommenen in Schrift und Bild über den Grund deren Verspätung in Kenntnis gesetzt werden.
Ein Vorstandsmitglied war auf der Rückfahrt derart euphorisiert, dass es die Geschichte vom “Flug des Ikarus” in der Radfahrer-Variante vorführen wollte, ohne den desaströsen Ausgang der Story zu kennen. Die Umsetzung war jedenfalls annähernd originalgetreu, die davongetragenen Blessuren glücklicherweise aber nicht tödlich. Somit wäre auch der letzte Teil der nebulösen Überschrift zu diesem Bericht erklärt.
Als der Bruchpilot mit seiner Bodencrew am vereinbarten Treff angekommen war, nahmen alle außer ihm dann noch ein Bierchen zu sich, um für das letzte Stück der Wegstrecke gewappnet zu sein.


Flight Of Icarus

Der Fahrer des Service-Wagens brachte dann den Pannenfahrer des Hinweges mit dessen defektem Drahtesel nach Hause. Dieser wollte eigentlich sogleich wieder in die Borkumer Straße eilen, tat dies aber nicht. Ob dies nun daran lag, dass er alkoholtechnisch nicht mehr dazu in der Lage war oder nicht mehr in der Lage sein durfte, ist bis heute nicht geklärt.
Der Rest traf sich dann am Startort unserer Tour, um sogleich die üblichen großflächigen Pizzen - dieses Mal vom “Treviso” - zu bestellen.
Ikarus war von den körperlichen Strapazen des Tages derart mitgenommen, dass er sich sogleich einen bequemen Schlafplatz an der Partygarnitur sicherte und in typischer Bierzelt-Sitzschläfer-Haltung dahinschlummerte.
Nach wenigen Minuten des Schlafes war er dann wieder auf den Beinen und begab sich zur neben der Terrasse befindlichen Hecke. Irgendetwas hatte seine Neugierde geweckt, denn in gebückter Haltung inspizierte er den Boden. Offenbar hatte er dort die emsig arbeitenden Ameisen oder die sich paarenden Feuerkäfer entdeckt und erfreute sich an deren regem Treiben. Kurz darauf waren die Insekten selbst jedenfalls nicht besonders erfreut, denn aufgrund neuer, für sie eher ungünstiger Rahmenbedingungen mussten sie ihr Tun notgedrungen einstellen und sich erst mal darum kümmern, ihre eigene Haut zu retten.
Warum? Nun ja, die Ursache hierfür war ein zwar lokal begrenztes, für sie jedoch trotzdem unschönes Ereignis, welches man der Kategorie “Erdrutsche, Überschwemmungen, Hochwasser” zuordnen kann.
In der Folgezeit war Ikarus dann nicht mehr ganz bei der Sache und nahm an den Wettkämpfen zum FBF-Tippspiel auch nur halbherzig teil. Zum Gummistiefel-Weitwurf konnte er sich noch aufraffen, aber auf Beachvolleyball hatte er dann partout keine Lust und ließ sich von einem Stammtischkameraden vertreten.



Volle Konzentration beim Dart-Spiel

Die weiteren Wettkämpfe - welche zwischenzeitlich durch den Verzehr der gelieferten Pizzen unterbrochen wurden - trugen dann trotz einiger Längen zu guter Unterhaltung bei. So erfreute man sich noch am Stadt-Land-Fluss-Spielen, Biersortenraten, Ball-auf-Kopf-Balancieren, Dart (hier gingen die wohl etwas überlagerten Pfeilspitzen aufgrund Materialermüdung reihenweise zu Bruch) und zu guter Letzt am legendären Markstück-Spiel.
Zum Gewinner des Tippspiels konnte unser ehemals in Altheim wohnendes Mitglied gekürt werden, was ihm eine lukrative Siegprämie in Form von - na was wohl? - einer Flasche Schnaps einbrachte.
Zwischenzeitlich war noch unser in Dieburg wohnender Stamm­tischbruder unverhofft am Ort des Geschehens eingetroffen und wurde mit großer Freude begrüßt. Wahrscheinlich hatte er erst kurz zuvor auf den Kalender geschaut, dabei festgestellt, dass er das April-Blatt abreißen muss und beim Erkennen der Tatsache, dass ja nun Maifeiertag ist, blitzschnell realisiert, dass seine Fassbierkameraden auf Maitour gewesen sein müssen. Also schnell noch mal nach Münster, um einen Abendschoppen zu nehmen.
So saß man dann noch einige Zeit beieinander, um gegen Mitternacht die ganze Versammlung aufzulösen.
So, das war sie, unsere Jubiläums-Maitour! Und tschüss!


Gruppenbild - nicht in Cape Canaveral, sonderm am Wartturm bei Schaafheim

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