Nachbarn in Europa

 

Kleiner Mallorca-Reiseführer

Dieses handliche Nachschlagewerk soll eine Hilfe sein für alle, die in naher Zukunft die Baleareninsel zu bereisen gedenken. Es enthält nahezu alle Top-Adressen, die Garant für einen erholsamen und lehrreichen Urlaub sind.

Hotels:

Sol Timor:

Hotelanlage mit Bar, Pool und eigenem Tennisplatz. Täglich von 14-16 Uhr Happy Hour, d. h. ein Bier bestellen (und bezahlen), zwei Bier trinken. In den höheren Stockwerken wird Slapstick geboten. Dort versuchen nackte Personen von Balkon zu Balkon zu klettern (6. Stock!), ohne Netz - ohne doppelten Boden, oder begehren nackt auf dem Flur stehend und schreiend um Einlass. Die Doppelzimmer sind so ausgelegt, dass das Doppelbett im Bedarfsfall schnell in zwei Einzelbetten auf Brechdistanz verwandelt werden kann. Tag und Nacht sorgen die hoteleigenen Grillen für musikalische Unterhaltung, indem sie ununterbrochen den Smash-Hit der Saison zirpen (nananana nanana, nananananana, na ...).

Vorsicht: Meiden Sie weiträumig die beiden weiblichen Animeusen, die Sie nur zu albernen Spielchen überreden wollen.

Niagara:

Den Namen hat dieses Hotel von Gästen, die sich, des immerwährenden Feierns überdrüssig, entnervt vom Dach des Hauses auf die Schinkenstraße gestürzt haben.

Das zentral gelegene Hotel ist ein absolutes Muss für alle, die beim Feiern immer mittendrin sein wollen. Mit einem Zimmer zur Schinkenstraße hin wird die Nacht zum Tag und der Tag zur Nacht - soll heißen: Sie können Tag und Nacht kein Auge zumachen. Wenn die letzten besoffen grölenden Horden gehen, kommen schon die Frühaufsteher, um weiter zu saufen und weiter zu grölen.

Strand:

Morgens in aller Frühe, wenn alle anständigen Touristen noch im Koma liegen, rücken die fleißigen Inselbewohner an, um den Strand mit Spezialgerät von Bierflaschen und anderem auch nur allzu menschlichen Unrat zu reinigen. Im Wasser schwimmenden Kunststofferzeugnissen weicht der geübte Schwimmer gekonnt aus. Das Fußballspielen am Strand erfolgt, wegen des felsigen Untergrundes, auf eigene Gefahr, für Prellungen und Abschürfungen wird keine Haftung übernommen. Ein nächtlicher Spaziergang am Strand kann schnell zum Hindernislauf über im Sand verstreute Liebespaare ausarten. Merke: Die Silbe „-paar“ rührt in diesem Falle nicht vom Substantiv „Paar“ wie „zwei“, sondern eher vom Verb sich „paaren“.

Ballermann:

Der Name Ballermann hat nichts, wie sich vielleicht zunächst vermuten lässt, mit großkalibrigen Handfeuerwaffen zu tun. Vielmehr handelt es sich um ein Hausnummernsystem, eingeführt in den Pionierzeiten des Massentourismus, das es den von der Meeresströmung abgetriebenen Urlaubern erleichtern sollte, ihr Strandhandtuch wieder zu finden. Nach und nach fanden sich an den Ballermännern fliegende Händler ein, die die vorüberziehenden Touristen mit Artikeln des täglichen Bedarfs ausstatteten (Bier vom Fass, Sangria aus l0-Liter-Eimern, etc.). Im Laufe der Jahre und mit steigendem Umsatz wurden die fliegenden Händler schließlich sesshaft. Der berühmteste aller Ballermänner dürfte wohl der „Ballermann 6“ sein. An ihm schätzen die Touristen am meisten, wegen chronisch verstopfter Toiletten, die Nähe zum Meer. Auch kann es durchaus als Vorteil gewertet werden, dass die spanische Polizei zufälligerweise vor dem „Ballermann 6“ einen ständig mit zwei Mann besetzten Außenposten unterhält.


Erlebnisgastronomie:

Fantasia:

Vergnügungspark mit Minigolfanlage. Drei Schwierigkeitsstufen: Für ganz Blöde, für Blöde, für Angeber. Verfügt außerdem über einen Basketball-Spielautomaten, der aufgrund seiner schlichten Technik die Massen stundenlang in seinen Bann ziehen kann. Des Weiteren existiert noch ein Air-Hockey-Spiel (Dietmar G. weiterhin ungeschlagen) und ein Automat zum Kakerlaken-Kloppen (Menschen mit Rumänien-Erfahrung haben hier deutlich größere Gewinnchancen).

Oberbayern:

Nicht ganz landestypische Großgaststätte, in der abgehalfterte deutsche Schlagerstars für freie Getränke und eine warme Mahlzeit auftreten dürfen. Auswahlkriterium für ein Engagement im Oberbayern ist lediglich, dass in Deutschland nicht einmal ein Konzertveranstalter aus der tiefsten Provinz Interesse an dem ,,Künstler" zeigen darf. Dann nämlich ist der Geschäftsleitung des Oberbayern eine Prämie für die Resozialisierung von Randgruppen vom Sozialamt sicher. Beispiele für die erfolgreiche Reintegration in die mallorquinische Schlagerwelt sind: Andrea Jürgens, Jürgen Marcus, Jürgen Drews, Drafi Deutscher usw.

Eine weitere Attraktion im Oberbayern sind die Miss- und Mister-Wahlen, bei denen sich Damen und Herren jeglichen Alters unter dem Gejohle der halb narkotisierten Massen ihrer Kleidung entledigen.

Bierkönig:

Wohl umsatzstärkste Kneipe auf der Insel. An den Straßenverkaufsständen gibt es die ,,weltbeste Currywurst". Beim Verzehr der ebenfalls dort feilgebotenen Tsatziki-Soße ist jedoch Vorsicht und äußerste Essdisziplin angesagt. Dies gilt vor allen Dingen für Herren mit weißen Feinripp-Unterhemden.

Im Inneren des Bierkönig herrscht ,,Party all the time". Zu sich mit deutschem Schlager abwechselnder Discomusik tanzen die Anwesenden, sehr zur Freude der heimischen Glasindustrie, auf den Tischen und Barhockern. Der Ausgelassenheit nicht unbedingt abträglich sind Stammtischler mit phantasievollen Hüten, die den ganzen Abend mit heruntergelassenen Hosen und einem Bier in der Hand auf Steh-Bier-Tischen verharren, oder versuchen, ihrer weiblichen Begleitung das T-Shirt vom Leib zu reißen bzw. den Rock zu lupfen.

Aufgrund der langen Wegezeiten zur Getränkeausgabe wird dringend empfohlen, Wodka-Lemon ausschließlich in Maßkrügen und Sangria in Blumenvasen nicht kleiner 5-Liter Fassungsvermögen zu ordern. Die Sangria-Behälter sind in jedem Falle vor dem Konsum auf Verunreinigung zu prüfen.

Eher beklagenswert ist der Zustand der sanitären Anlagen. Schlechte Karten für Barfußfetischisten, hier sind Gummistiefel angesagt. Trotz dieser Umstände muss vor wildem Urinieren in die Vorgärten oder Garageneinfahrten der Anrainer gewarnt werden. Vor allem, wenn sich über dem vermeintlichen Garagenurinal ein Balkon befindet, ist äußerste Vorsicht angebracht. Vereinzelt sollen schon geruchsgeplagte Anwohner die ungebetenen Gäste mittels eines Eimers voll Wasser vertrieben haben.

Discotheken:

Rock Island:

Discothek mit bestem Lockangebot.

Für Gruppen von 16 Personen gibt es kostenlos 8 Flaschen Wodka plus Verdünnung.

Joy:

Lausige Lockangebote. Für 5 Personen gibt es gerade mal 1 Flasche Wodka. Die dazu gereichte Verdünnung ist so knapp bemessen, dass beim Trinken keine Freude aufkommt (brrr!, schüttell!). Die freie Sicht auf die Animationstänzerinnen ist nicht von jedem Ort aus gewährleistet. Diese Minuspunkte werden auch nicht durch beim Verlassen ausgeteilte Baseballmützen wettgemacht, vor allem, wenn man gar kein Baseball spielt!

Planet Rock:

Eine der wenigen ,,Non-Disco-Music"-Kneipen der Insel. Geboten wird dem Gast gepflegte Hard 'n' Heavy-Musik. Schwach frequentiert. Einzige Unterhaltung: Den verzweifelten Tänzerinnen dabei zuschauen, wie sie versuchen, sich zu Böhse-Onkelz-Musik rhythmisch zu bewegen.

Excalibur:

Hardrock-Kneipe, in der die Luft noch trüber ist als das Bier. Es wird dringend empfohlen die Luftqualität durch Zigarettenrauch wieder einigermaßen erträglich zu machen.

Riu Palace:

Großdiscothek ca. 5 Minuten Fußweg vom Bierkönig entfernt. Es gibt keinen Frei-Wodka und keine schicken, kostenlosen Baseballmützen. Wer sehr durstig ist und versucht seinen Durst mit alkoholfreien Getränken zu löschen, gerät sehr schnell in Liquiditätsschwierigkeiten.

Für Gäste, die des eintönigen Disco-Gestampfes (unz-unz-unz-unz-...) überdrüssig sind, wurde eigens die Royal-Suite eingerichtet. Dort treiben dann Stars wie Tony Marshall oder die amerikanischen Schnulzen-Opas ,,Four Tops" ihr Unwesen.

Zurück in die Discothek. Dort heizen eigens dafür eingestellte Tänzerinnen die Stimmung an. Da diese sog. Gogo-Girls auf erhöhten Podesten stehen, sind sie, um Unfällen vorzubeugen, von einem Gitterkäfig umgeben. Außerdem bieten die Metallstangen entkräfteten Tänzerinnen die Möglichkeit, sich (mit welchen Körperteilen auch immer) daran abzustützen, bzw. sich daran wieder empor zu ziehen. Ja – Arbeitssicherheit wird im Riu Palace ganz groß geschrieben. Deshalb wird es auch nicht gern gesehen, wenn enthusiastische Gäste versuchen, sich an den Gitterstäben anzuketten, oder Käfigstangen ausbauen und mitnehmen wollen.

Jede Nacht gegen vier Uhr findet eine Miss-Wahl statt, die vom Vorstandssprecher des spanischen Sparkassenverbandes moderiert wird. Gründliche Recherchen haben ergeben, dass die Teilnehmerinnen jede Nacht die gleichen sind, ihre Namen und Nationalitäten aber stets variieren. Da sieht man mal, wie uns die Spanier in Sachen mehrfache Staatsbürgerschaft und Namensrecht voraus sind.

Gaststätten:

,,Hans und Gretje"

Wer den Freiern am Strand aufsitzt, der landet schnell in diesem Lokal. Von wegen typisch spanische Gaststätte! Allein der Name hätte einen misstrauisch stimmen müssen. Und dann auch das noch: Holländischer Koch! Wie bitte soll ein holländischer Koch spanisch Kochen? - Ein Unding! Das Ergebnis ist entsprechend. Die Paella schmeckt nicht spanisch genug und der Sangria ist verwässert.

Zum Landesinneren“

Wer wirklich gute spanische Küche sucht, der findet sie nur im Landesinneren. Nur da schmeckt das Schnitzel mit Pommes und Salat so richtig landestypisch und nur da kriegt man das Krombacher-Bier so wie man es im Urlaub erwartet. ,,Zum Landesinneren" ist einfach ein kulinarisches Muss für den Ballermann-Pauschal-Touristen.

,,Zur Muchel“

Gaststätte ganz in der Nähe des Strandes. Optimal für Frühstücksmuffel, denen die Frühstückszeiten im Hotel (10 Uhr) als inhuman erscheinen. Angeblich deutscher Koch, doch Skepsis ist angebracht. Wer ,,Muchel" statt ,,Muschel" schreibt, dem ist nicht einmal zuzutrauen, das er eine Buchstabensuppe richtig zubereiten kann.

Die Bedienung hat sichtlich Schwierigkeiten, Rempeleien durch rücksichtslos vorbeilaufende Gäste abzufedern. So kann es schon mal passieren, dass sich ein Tablett Diebels-Alt auf Unbeteiligte ergießt (Bernd, stimm' an: ,,Ein schöner Tag, die Welt...“).

 

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