Geschichte


Maitour 1998 -

"Alles neu,

macht der Mai!"


Als sich die Reiseleitung im vergangenen Jahr an die Planung der Maitour machte, deutete alles darauf hin, daß jenes altehrwürdige, die Existenz unseres Stammtisches begründende Ereignis dieses Mal einen etwas anderen als den bisher gewohnten Verlauf nehmen würde. Die Reformer in den Reihen der Reiseleitung hatten die Oberhand gewonnen und beabsichtigten nun - nicht zuletzt auch aufgrund entsprechender Forderungen aus dem Faßbiervolk - die Maitour einer gewissen Frischzellenkur zu unterziehen, die die Attraktivität dieser Unternehmung erhöhen sollte.

Konkret hieß dies, daß wir uns von unserer bisherigen Gewohnheit, sich immer an irgendwelchen Gewässern niederzulassen, um dort unser in Mengen mitgeführtes Bier zu vertilgen, lösten und anstelle dessen nun ein bewirteten Ziel ansteuerten, wobei es sich hierbei um einen Biergarten oder auch um ein Maifest handeln konnte. Um außerdem den Akt der Festnahrungsaufnahme von den Abend- in die Mittagsstunden verlegen zu können, wurde der Beginn der Maitour folgerichtig in den Morgen verlegt. So trafen wir uns im vergangenen Jahr bereits um 1100 Uhr bei Michael F., was dem einen oder anderen Besucher des vorabendlichen "Rock-in-den-Mai-Waldfestes" der SG Promillestaffel - im wahrsten Sinne des Wortes - gewisse Kopfschmerzen bereitete. Dennoch zapfte man frohen Mutes des erste Keggy-Fäßchen an und keiner der anwesenden 15 Faßbierbrüder lehnte erfreulicherweise den Flüssigbrotverzehr aus gesundheitlichen Gründen ab. Der einzige, bei dem dies nach den Erfahrungen das Vorjahres, als jener ein fürchterliches Theater aufführte und den Bierkonsum vehement ablehnte, hätte der Fall sein können, hatte es dieses Mal vorgezogen, gar nicht erst zu erscheinen. Natürlich wollen wir an dieser Stelle keinen Namen nennen, um unseren Kameraden nicht vor der breiten Öffentlichkeit bloßzustellen. Es sei lediglich noch angemerkt, daß als offizieller Grund für Michael L´s Fernbleiben von der Maitour "Durchfall" angegeben wurde.

Nachdem der erste Durst gestillt war, machten wir uns auf den Weg zu unserem Ziel - dem Naturfreu(n)de(n)haus auf der Dieburger Moret. Am Dieburger Friedhof legten wir unsere erste Rast ein - nicht zuletzt, um bei einigen Kameraden Erinnerungen an längst vergangene Schandtaten eines benachbarten Gärtners, der in einer spektakulären Aktion unter Einsatz modernster kriminalistischer Überführungsmethoden auf frischer Tat ertappt wurde, wach werden zu lassen. Da sich jener kauzige Blumenfreak aufgrund der ihm widerfahrenen Demütigung offenbar zu Tode grämte und demzufolge nicht mehr unter den Lebenden weilt, machten sich zwei besonders pietätslose Stammtischler auf die letzten Endes erfolgreiche Suche nach dessen letzte Ruhestätte. Das Ansinnen der beiden, an jenem Ort ein Gruppenbild mit Grabstein zu machen, wurde von der großen Mehrheit der Mitgefahrenen jedoch abschlägig beschieden.

Wir machten uns dann auf die Weiterfahrt bis zum Fuße des Mainzer Berges, wo wir uns angesichts des nun bevorstehenden schwierigsten Teils der Maitour, nämlich der Gebirgsetappe, beim Genuß einer Partydose mental auf den Anstieg vorbereiteten. Nachdem wir diese kräftezehrende Herausforderung gemeistert hatten und nur wenige Weicheier die Steigung nicht verkrafteten und ihren Drahtesel lieber schiebenderweise nach oben bewegten, erblickten wir zu unserer Überraschung am Naturfreundehaus ein Festzelt, was darauf schließen ließ, das dort - wie der Name schon sagt - ein Fest im Gange ist. Leider war dies kein normales Fest, sondern die Rahmenveranstaltung zur Mai-Kundgebung des DGB-Ortsverbandes Dieburg. Dies wäre nicht weiter schlimm gewesen, wären da nicht diese furchtbar nervenden Redner gewesen, die unaufhörlich unsere Gehörgänge penetrierten.

Wir versuchten nun, so gut wie es eben nur ging den Wortschwall dieser Sabbelheinis zu ignorieren und wandten uns der Essensausgabe zu. Nachdem das äußerst tranfunzelige Küchenpersonal auch den letzten hungrigen Faßbierfreund mit eßbarem Material versorgt hatte und unser Hunger ausreichend gestillt war, widmeten wir uns wieder unserer vornehmlichen Aufgabe - dem Biertrinken.

Als am späten Nachmittag dann Gewitterwolken den Himmel verdunkelten und es in der Folgezeit zu regnen begann, war dies für uns - ganz im Gegensatz zu früheren Maitouren, als wir solchen Unbilden der Natur mangels Unterschlupfmöglichkeiten schutzlos ausgeliefert waren - kein Grund zur Besorgnis, stand auf dem Gelände des Naturfreundehauses wie eingangs bereits erwähnt doch ein Festzelt, in dessen Innerem wir Schutz suchten und trockenen Hauptes noch einige Runden Bier zu uns nehmen konnten.

Als sich nach diesem Gewitterschauer die Wolkendecke wieder etwas auflockerte und Sonnenstrahlen das Terrain erhellten, machten wir uns auf den Rückweg, der bis auf einen kleinen Abstecher unseres Freundes Michel in einen neben dem Weg befindlichen Graben - er mußte einem sich verselbständigendem Fäßchen, das munter auf dem Weg umher rollte, ausweichen - einen unfallfreien Verlauf nahm.

Unser Vorhaben, bei der SG Promillestaffel noch eine Runde Bier zu konsumieren, konnte nicht verwirklicht werden, da diese ihr Waldfest aufgrund des im Gegensatz zur Dieburger Moret in Münster offenbar etwas heftiger tobenden Unwetters schon beendet hatten. Just in diesem Augenblick erinnerte sich Andreas M. an jenes sagenhafte Angebot, mit dem der Muna-Biergarten anläßlich der an diesem Tage stattfindenden Eröffnung versucht hatte, die Massen anzulocken. Gemäß der Werbeschrift, die diversen Blättern der Ortspresse beigelegt war, bot man den Besuchern eine Maß Bier zum unfaßbaren Preis von lediglich 3,50 DM an. Daß es sich hierbei offensichtlich um einen Druckfehler handelte, kümmerte uns wenig - wir fuhren zu diesem Hort der Biertrinkerglückseligkeit und orderten eine Runde Maßfaßbier. Nachdem der etwas mißmutige Kellner dieses Ansinnen mit dem Hinweis, daß man bereits geschlossen habe, verwehren wollte, wurden wir aufgrund der Intervention einer diesem Kellner offensichtlich vorgesetzten Person doch noch mit Maßkrügen versorgt. Wir entleerten die Gläser mehr oder weniger zur Hälfte in unser Inneres und machten uns dann auf den Rückweg zu Michael F..

Dort spulten wir dann das bekannte Ritual ab: Wir lösten das Quiz auf, das im Gegensatz zu den Vorjahren nicht Thomas L., sondern Claus M. gewann. Allerdings konnte sich Claus erst im Stechen gegen Andreas P. durchsetzen, da er das Gewicht des zufälligerweise gerade anwesenden Faßbierfreunde-Fans Hans E. nahezu richtig einschätzte. Wie schwer unser Freund Hans tatsächlich war, wollen wir jedoch nicht verraten - es sei lediglich darauf hingewiesen, daß ein ausgewachsenes männliches Rhinozeros während der Fastenzeit ein größeres Gewicht auf die Waage bringt.

Nach einigen weiteren vergnüglichen Stunden, die man biertrinkend und pizzaessend kurzweilig gestalten konnte, beendeten wir gegen Mitternacht unsere letztjährige Maitour und gingen - um eine weiteres schönes Erlebnis reicher - müde und zufrieden nach Hause.
 

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