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Vor
10 Jahren:
1991 - .... mir fällt keine passende Überschrift ein!
Das
liegt jetzt aber nicht daran, dass in diesem Jahr aus
stammtischtechnischer
Sicht nichts Nennenswertes passiert ist. Ganz im Gegenteil! Der Grund
für mein
klägliches Scheitern bei der Überschriftensuche liegt viel eher darin
begründet,
dass es mir aufgrund der Fülle an bedeutenden FBF-Events nicht
gelungen ist,
dieses Jahr mit einer kurzen, prägnanten Zeile zu umschreiben.
Weil
in
der Vorjahresausgabe schon darauf hingewiesen wurde, wenden wir uns
zunächst
einmal unseren damaligen fußballerischen Glanztaten zu. Gleich im
Januar
stand das DJK-Hallenturnier in der John-F.-Kennedy-Halle an, an
welchem wir
erstmals teilnahmen. Nach dem Erreichen des 2. Platzes in unserer
Vorrundengruppe waren wir in den folgenden Spielen nicht zu bremsen und
drangen
bis ins Finale vor, in dem die SG Promillestaffel ´84 unser Gegner
sein
sollte.
Wir
boten eine bärenstarke Leistung und bezwangen unseren Gegner mit 3:1
Toren.
Aus unserem durchweg stark aufspielenden Team ragten unsere beiden
Goalgetter
Dietmar G. und Jürgen L. heraus, die im Turnierverlauf
gemeinsam 10
unserer 16 Treffer erzielten.
Dass dieser Erfolg keine Eintagsfliege war, zeigte sich bei weiteren erfolgreichen Turnierteilnahmen. So erreichten wir im Juni bei einem Kleinfeldfußballturnier des DRK Reinheim den 2. Platz. Der Turniersieg wurde eigentlich nur dadurch verhindert, dass „Judas“ Dietmar .r beim Endspielgegner MSHD Dieburg, bei dem er gerade seinen Zivildienst ableistete, mitspielte und in hohem Maße zum 2:1-Sieg seines Teams beitrug.
Beim
DJK-Kleinfeldturnier im Gersprenzstadion stand er dann allerdings
wieder in
unseren Reihen, so dass wir in absolut überzeugender Manier den
Turniersieg
nach Hause fahren konnten. Da bis zum heutigen Tage kein weiteres
Kleinfeldturnier mehr von der DJK ausgerichtet wurde, sind wir jetzt -
10 Jahre
später - immer noch Titelverteidiger!
Bei
der
zweiten Auflage unserer Dobi-Meisterschaften schlug die Stunde unseres
heutigen
Dobi-Gottes Bernd K.. Mit absoluten Fabelzeiten verwies er den
Vorjahres-Champion Michael B. auf Platz 2 - ein Vorgang, der sich
in den
Folgejahren mehrfach wiederholen sollte. Vielleicht lag der Grund für
das
Scheitern unseres Freundes Boni darin, dass er gerade sein Wehrdienst
ableistete, bei welchem sich nun mal kaum Gelegenheiten zum
Bierkonsum bieten
und er deshalb außer Form war (kleiner Scherz am Rande!).
Kommen
wir nun zur Fastnachtskampagne 1991 - einer Kampagne, die leider kein
solche
war! Aufgrund des damals tobenden Golfkrieges, den die westliche Welt
gegen
den heute immer noch regierenden Volldeppen Saddam Hussein und sein
Land führte,
sahen sich nahezu alle Karnevalsveranstalter dazu genötigt,
Fastnachtssitzungen,
Maskenbälle etc. ausfallen zu lassen. „Was für ein Schwachsinn!“, muss
ich
heute - 10 Jahre später - immer noch sagen. Warum haben all’ die ganzen
hierfür
verantwortlichen Betroffenheitsidioten in den vergangenen Jahren, als
der
Krieg in Jugoslawien, also quasi genau vor unserer Haustür, tobte,
nicht
genauso gehandelt und alle Karnevalstermine abgesagt? Ich kann Euch
sagen,
warum: Weil die Menschheit dann nämlich überhaupt keinen Vergnügungen
mehr
nachgehen dürfte, weil leider immer irgendwo auf diesem Planeten ein
Krieg
tobt oder unzählige Menschen den Hungertod sterben. Das ginge den
meisten
dann doch wohl zu weit - obwohl es eigentlich konsequent wäre!
Besonders
veräppelt kam man sich dann beim Hören des US-Senders AFN vor, in
welchem man
ständig von irgendwelchen bevorstehenden Karnevalsveranstaltungen der
US-Streitkräfte in Deutschland hörte. Die Amerikaner, die durch ihre
Teilnahme direkt von diesem Krieg betroffen waren, ließen alles seinen
gewohnten
Gang laufen, während die nur finanziell betroffenen Deutschen quasi ein
Lustigkeitsverbot verhängten und alle Karnevalskostüme in dunklen
Kleiderschränken
hängen bleiben mussten.
Alle
Karnevalskostüme? Nein, nicht alle! Eine unbeugsame Schar lustiger
Faßbierfreunde
dachte nicht daran, an der kollektiven Traurigkeit teilzunehmen und
holte
seine närrischen Verkleidungen ans Tageslicht, um wie gewohnt einen
furiosen
Kappenabend zu veranstalten, der in jenem Jahre bei Bernd K.
stattgefunden
hatte. Da sich bei den Akteuren und Zuschauern aufgrund der abgesagten
Fastnachtsitzungen
so einiges an unverbrauchter, karnevalistischer Energie aufgestaut
hatte, entwickelte
sich der Abend zu einem unvergesslichen Stammtisch-Highlight.
Vorträge,
Ballett, Gesangsdarbietungen - alles erste Sahne! Besonders erwähnen
möchte
ich den Auftritt der legendären „Heavy Thunders“ und das
Kappenabenddebüt
von Alexander S., der sich als „Ehekandidat“ präsentierte. Zu
dem
von ihm dargebotenen Vortrag konnte man im Maitourheft 1991 dann
folgenden Satz
lesen:
„Manch’ einer geriet bei diesem Vortrag ins Träumen und wünschte sich die Zeit herbei, in der manche Stammtischbrüder damit beginnen würden, sich zu verehelichen, um dem Stammtisch einen wahren Bierregen zu bescheren. Aber das ist vorerst noch Zukunftsmusik. Gott sei Dank!“
Ja ja - zehn Jahre sind eben doch eine lange Zeit und der zwischenzeitlich einsetzende Bierregen, der zwischenzeitlich im Jahre 1999 zu einem entsetzlichen Gewitter ausartete, hat uns schon fast im Bier-Hochwasser ertrinken lassen!
Die damalige Maitour sollte uns am 01.05.1991 nach Semd führen - tat sie aber nicht! Aufgrund widriger Witterungsverhältnisse konnten wir uns erstmals in der Stammtischgeschichte nicht auf unsere Drahtesel schwingen, sondern mussten ein Ausweichprogramm starten, das uns zum Kloster Engelberg am Main führte. Als wir in der dortigen Klosterschänke unserer Fröhlichkeit mittels Hinausschmetterns eines heiteren Liedes Ausdruck verleihen wollten, fühlte sich ein humorloser Kuttenbruder dazu berufen, unserem freudigen Tun Einhalt zu gebieten. Nun gut, scheinbar hatte der gute Mann Angst davor, dass wir allzu weltliches Liedgut in dem heiligen Wirtsraum erklingen lassen würden.
Die Tatsache, dass der 1. Mai mieswettrig war, bedeutete jedoch nicht, dass die Maitour nach Semd nicht stattfinden würde, denn am 02. Juni konnten wir bei prächtigem Wetter unsere Maitour dann nachholen.
Wenn wir nun schon über die beiden Maitouren des Jahres 1991 berichtet haben, wollen wir auch noch einen Blick in die damalige Ausgabe des Maitourheftes werfen. Auf der Titelseite fiel dem treuen Leser damals sogleich eine Neuerung ins Auge: „Mit Poster“, stand da zu Lesen - eine wahrhaft noch nicht da gewesene Attraktion in der Historie unserer Fahrtenbegleitheftchen. Beim Aufschlagen der Heftmitte erblickte man dann ein umwerfendes Schwarz-Weiß-Poster unserer Hallenturnier-Siegermannschaft. Viele Betrachter dieser Aufnahme, glaubten damals fälschlicherweise, dass unser Cheftrainer Franz Bonibauer aufgrund seiner Hautfarbe kenianischer Staatsbürger wäre, was allerdings in keinster Weise den Tatsachen entsprach.
Die Titelinnenseite der 91er Ausgabe zierte ein enthaartes Bürschlein, für das die Aufschrift des Ortsschildes „Kahl am Main“ Programm war. Ob unser Racer vom Fremdenverkehrsverband dieses Städtchens hierfür ein entsprechendes Werbehonorar erhalten hat, ist bis zum heutigen Tage ungeklärt geblieben.
Der damalige explosionsartige Mitgliederzuwachs in unserem Stammtisch wurde mit einem Bericht entsprechend gewürdigt. Fünf neue Stammtischbrüder galt es in unseren Reihen zu begrüßen, so dass die Mitgliederzahl auf 20 Faßbierfreunde angewachsen war.
Nach ihrem erfolgreichen Mitwirken in unserem Fußballteam konnten wir Jürgen L., Alexander P. und Dietmar G. zum Stammtischeintritt bewegen. Außerdem fanden Thomas L. (die Vorgeschichte hierzu ist der Vorjahresausgabe zu entnehmen) und unsere treue Seele Alexander S. den Weg in unsere Gemeinschaft, aus der sie auch heute noch kaum wegzudenken sind.
Geburtstage
gab’s im Jahre 1991 ebenfalls reichlich - pro Stammtischmitglied einer! Das musste
gebührend gefeiert werden und so veranstalteten Michael B., Andreas P. und
Rainer R. in den Kellergewölben des Sommer- und Wintersitzes der
Familie Bonifer die „Mutter aller Feiern“. Zur besonderen Erheiterung
trugen während dieser Feier drei von Rainer geladene Studienkollegen
bei - Mossi, Ossi und Thorschten!
Mossi war ein kauziges Unikum aus der
„Großen Kreisstadt Mosbach am Neckar“, der sich vornehmlich im
grünlichen
Jäger-Outfit präsentierte. Ossi war ein Ossi - das sagt eigentlich
schon alles
- und Thorschten ein trinkfester Motorradfreak aus Altheim bei
Walldürn.
Als
im Laufe des Abends Thorschten infolge starken Alkoholkonsums abhanden
gekommen war, war Ossi über alle Maßen besorgt und vermutete, dass sich der
vermisste Kamerad auf dem Grund des Bonifer’schen Gartenweihers
befände. Er
ließ sich nicht davon überzeugen, das diese Vermutung ziemlich überzogen
sei und stocherte mit einem Spieß im Wasser herum - allerdings nur bis zu dem
Zeitpunkt, in dem er das nur noch spärlich vorhandene Gleichgewicht
verlor
und in den Teich plumpste. Daraufhin brach der sichtlich frustrierte
Ex-DDR’ler die Suche ab und zog sich in den Keller zurück. Hätte
er seine Suche in den oberen
Wohnetagen begonnen, wäre er sicherlich erfolgreicher gewesen, denn als der
Hausherr nach dem Ende der Feier in den frühen Morgenstunden seine
Ruhestätte
aufsuchte und die Bettdecke aufschüttelte, fiel aus dieser der
friedlich vor
sich hin schlummernde Thorschten, der vor einiger Zeit in einer
Nacht-und-benebelt-Aktion auf der Suche nach einer Schlafgelegenheit
bis in
das Obergeschoss vorgedrungen sein muss, in dem er offensichtlich auch
fündig
wurde. Aus dem daraufhin ausgefochtenen, kurzen Revierkampf ging Boni
- den
Heimvorteil nutzend - als Sieger hervor und transportierte seinen
unterlegenen
Kontrahenten per PKW-Transport zur Studenten-Gemeinschaftsunterkunft
bei Rainer.
Die andere große Geburtstagsfeier, die an dieser Stelle nicht unerwähnt bleiben darf, war das damalige Wiegenfest von Jochen R.. Schon Wochen im Voraus traf man sich zu mehreren Sitzungen eines extra eingesetzten Geschenkausschusses, um unserem Freund Jochen ein würdiges Geschenk überreichen zu können. Unzählige Präsentideen wurden hervorgebracht, fanden aber nicht die Zustimmung der Mehrheit des Gremiums, denn man wollte doch in diesem Jahr mit einer ganz besonderen Geburtstagsgabe auftrumpfen. Als dann ein Ausschussmitglied - leider weiß ich nicht mehr, welches es war - mit dem Vorschlag daherkam, Jochen eine Festzelt-Garnitur zu vermachen, war die Zustimmung riesengroß und mit einstimmigem Votum beschlossen wir, unserem Jochen, der ja heute noch ein passionierter Fest- und Partybesucher ist, mit eben jenem Geschenk eine große Freude zu machen.
Nun wollte man dieses Geschenk auch ansprechend verpacken, weshalb man sich nachmittags vor der Feier bei Rainer traf. Damit das „Päckchen“ nicht zu mickrig erscheint, platzierte man zwischen Tisch und Bänken zwei leere Bierkästen, was eine beträchtliche Volumenerweiterung bewirkte.
Als wir uns dann abends bei Rainer trafen, stellte sich das Problem, wie wir das Geschenk zu Jochen transportieren sollten, denn logischerweise war keiner gewillt, mit dem PKW dorthin zu fahren - es sollte im Laufe des Abends ja schließlich so manches getrunken werden! Also nahmen wir zwei Stangen, legten das „Päckchen“, das doch sehr einem Sarg ähnelte, darauf und trugen es - zwei Mann an jeder Seite - durch die Straßen. Die uns begegnenden Passanten blickten doch etwas verschreckt drein, ähnelten wir, so wie wir daher kamen, doch sehr einem Trauerzug, der einen Verstorbenen zur letzten Ruhestätte trägt.
Dort angekommen, nahm die Feier dann ihren gewohnten Gang. Man sang fröhliche Lieder, leerte die vorhandenen Bierbestände und qualmte Zigarren, bis man die Hand nicht mehr vor Augen sah. Als dann der Zeitpunkt der Geschenkenthüllung gekommen war, zeigte der Gastgeber überraschenderweise nicht die von uns erwartete enthusiastische Reaktion. War er eventuell schon Eigentümer einer solchen Festzelt-Garnitur? „Um so besser!“, dachten wir uns. „Dann können bei der Einweihung im kommenden Sommer aufgrund reichlich vorhandener Sitzgelegenheiten noch viel mehr Gäste mitkommen!“ So war auch diese Sorge beseitigt und wir verlebten noch ein paar schöne Stunden bei Jochen.
Im Juli 1991 fand in Täsch/Schweiz ein „Internationales Faßbierfreunde-Treffen“ statt. Genauer gesagt, machten Rainer, Racer, Boni, Alex Schledt gemeinsam mit dem bereits weiter vorne erwähnten Thorschten Urlaub in jenem Vorort von Zermatt. Als der Urlaub zur Hälfte verstrichen war, vernahmen wir in frühester Frühe vor dem Zelt vertraute Stimmen, die denen von Bernd, Heiko, Didi und Andy Müller doch sehr ähnelten. Kein Wunder, denn es waren tatsächlich deren Stimmen, denn sie wollten uns mit einer coolen Aktion im Urlaub überraschen. Man muss sagen, dass ihnen das geglückt ist! Als dann am Nachmittag auch noch Thomas Löbig mit dem Fahrrad(!) daher rollte, war das Tohuwabohu perfekt.
Wir verlebten noch einige lustige Tage, in deren Verlaufe wir die „Täsch-Open“ auf dem benachbarten Tennisplatz austrugen und einen unvergessenen Stammtisch im „Dom“ in Saas-Fee veranstalteten. Abschließend möchte ich noch folgende Anekdote loswerden:
Ein sportlicher Radfahrer, der sein Zelt neben den unsrigen aufschlug, fragte, wie lange wir denn schon hier wären.
„Eine Woche!“, sagte Rainer.
„Wie ist denn der Schnee oben?“
„Keine Ahnung!“
Daraufhin erblickte der gute Mann den Reifen unseres Autos, an dem Dutzende leerer Bierflaschen lehnten und fragte:
„Ja sauft ihr denn nur???“
Dem ist eigentlich nichts mehr hinzuzufügen.
Bis zum nächsten Mal, wenn wir das Jahr 1992 betrachten wollen.