Reise

 

In der Schweiz, in der Schweiz, in der Schweiz, ...

Nachdem wir unseren letztjährigen Mehrtagesausflug mehr oder weniger heimatnah (Würzburg) verbracht hatten, war dieses Mal wieder ein Abstecher ins Ausland angesagt. In die Schweiz sollte es gehen. In das Land der Volksabstimmungen (die zwar den größten Teil der auf Spaß und Konsum fixierten Bevölkerung gar nicht interessieren), das Land der Diskretion (kein Diktator oder sonstiger Schwerverbrecher auf der Welt kann wirklich so böse sein, dass sich nicht doch eine Schweizer Bank findet, die dessen Barschaft treu sorgend aufbewahrt), das Land der Berge und Seen („Wollen sie die Wohnung lieber mit Blick auf den Berg oder lieber mit Blick auf den See?") und das Land der Exil-Faßbierfreunde (Claus).

Diesen zu besuchen war diesmal Zweck unserer Fahrt. Dass dieser in der Nähe von Zürich wohnte, traf sich umso besser, hatte man doch somit die Möglichkeit, zum einen im beschaulichen Züricher Umland die Natur zu genießen und zum anderen über die berühmte Züricher Bahnhofstraße zu flanieren, die nach der Wall-Street wohl die Straße sein dürfte, die am ehesten mit dem großen Geld in Verbindung gebracht wird.

Für den diesjährigen Ausflug bekamen wir leider nur 6 Faßbierfreunde plus unseren ständigen Ausflugsbegleiter unter einen Hut. Gefahren wurde in zwei Gruppen. Gruppe 1 nahm einen Umweg über den Schwarzwald, um unseren zweiten Exilstammtischler Bernd aufzunehmen, Gruppe 2 machte einen Umweg über Lörrach (weil man das Navi austricksen wollte, was man aber im Rahmen der Fahrt ganz vergessen hatte). Schwarzwald hin - Lörrach her - letztendlich fanden sich alle gegen Abend im Hotel „Zum Ochsen" in Uster ein. Dort wurden dann erst mal ein paar Biere verköstigt, um sich einen Eindruck verschaffen zu können, ob denn die Schweiz, was die eigene Herstellung von Gerstensaft betrifft, auch als Entwicklungsland gewertet werden muss wie „tu felix austria" oder ob sich die Eidgenossen diesbezüglich auf dem richtigen Weg befinden. Da die Probanden kein einhelliges abschließendes Urteil fällen konnten, wird man diesbezüglich wohl eine weitere Expedition auf sich nehmen müssen.

Nun gut - dies war ja auch nur ein Randaspekt unserer Fahrt - eigentlich wollten wir ja unseren Stammtischbruder Claus besuchen. Dieser fand sich alsbald beim „Ochsen" ein, um uns zu seinem damaligen Domizil zu geleiten. Nach einer ausgiebigen Wohnungsinspektion fand man sich am Esstisch zusammen, wo die Gastgeber ein landestypisches Käsefondue kredenzten.

Da so ein Käsefondue eine fettige Angelegenheit ist, ist es unabdingbar, dem Körper hinreichend hochprozentige Verdauungshilfen zur Verfügung zu stellen. Dies kann entweder durch direkte Veredelung der Käsespeise mit Schnaps erfolgen oder durch gelegentliche gemeinsame Schnapsrunden, die vom Gastgeber zyklisch ausgelobt werden. Wer ganz auf Nummer sicher gehen will, macht beides - so auch wir.

Wie ein jeder weiß, führt der Genuss von Hochprozentigem dazu, dass der Körper Wasser verliert. Dem ist vorzubeugen, indem man hinreichend weniger Hochprozentiges dazu trinkt. Auch diese Regel wurde zur Genüge verinnerlicht, sodass sich im Verlauf des Abends zwei Richtungen herauskristallisierten. In die eine Richtung zog es die Diskussionsfreudigen, die zur Generalabrechnung mit der Welt- und Münsterer Lokalpolitik ansetzten, in die andere Richtung die, die den Strapazen der Fahrt und des Käsefondues erlagen. Sie zog es hauptsächlich Richtung Couch oder mit dem Kopf auf den Tisch. Da nach und nach alle vom Schlaf übermannt wurden, beschloss man die illustre Runde für den aktuellen Tag zu beenden und trat den Heimweg zum „Ochsen" an.

Am nächsten Tag galt es, den Haus-Berg zu besteigen. Dies war eine günstige Gelegenheit, die Kalorien des Vortages zu verlaufen. Um den Aufstieg nicht durch plötzliche Unterzuckerung zu gefährden, kehrte man auf dem Berg in einer Gaststätte ein, wo die Fettreserven wieder hinreichend aufgefüllt werden konnten. Der Abstieg wurde auf vehementen Wunsch unseres Begleiters mit der Seilbahn vorgenommen. Dass deren komplette Glaskuppel durch die Schweißausdünstungen einer einzigen Person beschlug, muss wohl auf die rückständige Klimatechnik des Alpenlandes zurückzuführen sein.

Weiter ging es nach Zürich selbst. Dort hatten die Reisenden dann Gelegenheit, sich bei „Prada", „Gucchi" und Co. einzudecken, das ein oder andere Nummernkonto zu eröffnen oder sonstigen Tätigkeiten der Reichen und Schönen dieser Welt zu frönen. Schließlich fand man sich an einem Ausläufer des örtlichen Sees bei einem Stück Rübli-Kuchen wieder zusammen.

Zum Abendessen war in einem Lokal reserviert, das dem einen oder anderen sicherlich immer noch aufgrund seiner revolutionären Handtrocknungstechnik im Sanitärbereich und der Kunst, ein Bier zu flambieren in Erinnerung sein dürfte (den Namen des Lokals habe ich allerdings leider nicht mehr parat).

Gestärkt für den Rest des Abends zogen wir weiter, um das milde Klima zu nutzen und noch ein wenig unter den Heizpilzen im Außenbereich einer weiteren Gaststätte zu sitzen. Auch in der Schweiz wird das Brauchtum des Junggesellen-/Junggesellinnen-Abschieds gepflegt. So kamen auch bei uns angehende Ehefrauen vorbei, deren Freundinnen es sich nicht nehmen ließen, sie vor der Eheschließung noch ein wenig öffentlich zu demütigen und die dann den Passanten Gummibärchen, Latexwaren und glycerinhaltige Cremes zum Erwerb anbieten mussten. Der Tagesabschluss erfolgte dann in einer australischen Bar im Bahnhofsviertel von Uster.

Den letzten Tag wollte man dann etwas relaxter angehen. Ein Spaziergang zum Haus-See sollte es werden mit ein wenig Grillen und dabei das ein oder andere Bierchen zischen.

Während die einen sich in der Kunst des Feuermachens übten (ja ja - die Steinzeit ist dann doch etwas länger her und somit auch das Know-how, wie man ohne Grillanzünder ein Feuer entzündet, nicht mehr ganz so instinktiv), stellten die anderen ihr fußballerisches Talent unter Beweis, indem sie dem Erstgeborenen des Gastgebers mit Finessen aus dem Bereich des Ballsports imponierten. Als dann das letzte Bier getrunken, die letzte Wurst gegessen, das letzte Stück Holz verbrannt war, stellten wir fest, dass es an der Zeit war, wieder in die Heimat zurückzukehren.


Racer und Hickes in luftiger Höhe - 
hier kann man dann mal wieder sehen, wie unterschiedlich das
Temperaturempfinden bei verschiedenen Menschen sein kann!

 

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