Geschichte

Maitour 2014 nach Ueberau -
Von innen und von außen nass,
ob mit oder auch ohne Fass!”

Die Maitour 2014 - sie war schon etwas anders als die meisten ihrer Vorläufer! Deshalb fangen wir mir der Schilderung der Ereignisse dieses Mal schon ein paar Tage vor dem eigentlichen Ereignis an. Genauer gesagt mitten im April des Jahres 2014, als sich der Stammtischvorstand während einer seiner stundenlangen Vorstandssitzungen, die zweimal wöchentlich stattfinden, mal wieder hingebungsvoll bezüglich des Wohles unseres Stammtisches den Kopf zermarterte.
Dunkle Wolken waren am sonst so blauen Stammtisch-Firmament aufgezogen, denn besorgniserregende Berichte des FBF-Verfassungsschutzes legten den Verdacht nahe, dass Teile unseres Stammtischvolkes nicht mehr auf dem Boden unserer freiheitlich-demokratischen Fassbierordnung stehen und unsere Stammtischssatzung - neben der Bill of Rights, der Charta der Vereinigten Nationen und dem deutschen Grundgesetz eines der bedeutendsten Regelwerke der modernden - Entschuldigung - der “modernen” Zivilisation - in Frage stellen würden.
Solche verfassungsfeindlichen Tendenzen waren nämlich im Vorjahr bei den Bierolympischen Spielen hinsichtlich der Musikauswahl zu beobachten. Es legte zwar kein Mitglied aktiv Hand an die Musikanlage, aus welcher satzungsunkonforme Weisen tönten, es stand aber zu befürchten, dass einige Mitglieder verbotenerweise Gefallen an diesen Klängen finden könnten – gerade weil der musikgeschmackliche Dissident Dietmar G. zugegen war und angeblich das anwesende Faßbiervolk mit seinen umstürzlerischen Plänen zu infiltrieren versuchte. Nicht auszudenken, wenn er Erfolg hätte und ein Großteil unserer Mitglieder plötzlich einen ähnlich degenerierten Musikgeschmack hätte!

Wir beschlossen deshalb, als verantwortungsbewusster Vorstand mittels einer verdeckten Gesinnungsprüfung die Verfassungstreue unserer Mitglieder zu überprüfen. Dass wir bei diesem Unterfangen nichts dem Zufall überlassen wollten, zeigte sich darin, dass wir unser Allerheiligstes am allerheiligsten Tage als Mittel zum Zweck auserkoren: Das von uns allen doch so sehr geliebte Fassbier sollte an unserem Nationalfeiertag “1. Mai” Gegenstand unserer Überprüfung sein - ein Getränk mit Verfassungsrang, steht doch in § 3 unserer Stammtischsatzung zu lesen, dass “die Stammtischgesellschaft die hohe Kunst des Fassbiertrinkens in seiner überlieferten Form pflegt”.
Konkret ausgedrückt: Wir konfrontierten die Mitgliederschaft mit unserer angeblichen Absicht, die Getränkeversorgung bei der Maitour nicht mit Fassbier, sondern ausschließlich mit Flaschenbier zu bestreiten - ein objektiv betrachtet äußerst perfides Ansinnen. Um das Ganze auch völlig glaubwürdig erscheinen zu lassen, kauften wir tatsächlich kein Fassbier ein, sondern orderten fünf Kisten Schlappeseppel-Bier.
Die Spannung hinsichtlich der Reaktion des “Volkes” war bei der Stammtischregierung natürlich riesengroß. Als man beim letzten Stammtisch vor der Maitour das Thema eher beiläufig erwähnte, war die Reaktion der nur wenigen Anwesenden gleich Null. Einen Tag vor der Maitour aber, als wir am späten Nachmittag - genau genommen war es um 17.13 Uhr - eine E-Mail mit der explosiven Mitteilung herausschickten, regte sich dann doch recht schnell Widerstand, denn genau um 17.35 Uhr ging im FBF-Vorstands-Postfach eine wütende E-Mail mehrerer Mitglieder, die sich gerade bei Theo Faust neue Extensions einflechten ließen, ein, in welcher diese ihrem Unmut mit dem überaus sarkastischen Vorschlag, den Stammtisch doch nun in “Flaschenbierkinder” umzubenennen, Luft machten.
Die Vorstandsmitglieder rieben sich zufrieden die Hände und auch die nachfolgenden, inhaltlich zwischen tobender Wut, blankem Entsetzen und konsterniertem Unglauben hin und her pendelnden E-Mails machten ihnen viel Freude, konnten sie sich doch nun sicher sein, dass die Basis voll und ganz hinter den Werten und Grundsätzen unserer Gemeinschaft steht.

Als die Nicht-Vorstandler am nächsten Morgen dann völlig verärgert, populistische Parolen skandierend (“Hängt Sie!”) und mit selbst organisiertem Fassbier (wie löblich!) bei Rainer einliefen, wurde ihnen schleunigst - auch um Gewaltexzessen vorzubeugen - reiner Wein, bzw. reines Bier, hinsichtlich des bestandenen “Treuetests” eingeschenkt. Die Erleichterung war natürlich riesengroß und so manche Freudenträne kullerte selbst dem gestandensten Mannsbild über die Wangen - doch auch der Himmel weinte mit und konnte leider gar nicht mehr damit aufhören, so dass wir uns ernsthafte Gedanken über die Art und Weise unseres Transfers zum Maitourziel, das “Hundertmorgenstübchen” bei Ueberau, machen mussten.
Zunächst möchten wir an dieser Stelle jedoch erst einmal über das Teilnehmerfeld der 2014er Maitour informieren, welches sich aus 11 der 12 Kameraden zusammensetzte, welche in den vergangenen Jahren immer dabei waren. Nur Thomas L. fehlte aus unerfindlichen Gründen - vielleicht hatte ihn die Sache mit dem Flaschenbier zu sehr mitgenommen und blieb deshalb aus Protest fern. Wir hätten hier durchaus noch mal bei ihm nachhaken können, warum er nicht kommt. Doch das wäre - im wahrsten Sinne des Wortes - Bauernfängerei gewesen und wir beließen es dabei.
Zwei weitere Stammtischbrüder, Dietmar G. und Michael L., sagten ihre Teilnahme ab, weil ihre Ehefrauen in Urlaub gefahren sind…....
Also das schlägt doch dem (Bier-)Fass den Boden aus! Nur, weil die beiden Damen nur auf ihr VERGNÜGEN aus sind, können zwei Faßbierfreunde ihrer PFLICHT nicht nachkommen. Unfassbier……..äh, unfassbar! Das müssen wir beim nächsten Faßbierfreunde-Familientag mal in einem persönlichen Gespräch erörtern!
Aber zurück nun zur Maitour und den widrigen Witterungsverhältnissen, mit denen wir konfrontiert waren. Es war kühl, es regnete und die Wetteraussichten machten uns auch keine Hoffnung auf grundlegende Besserung dieser Situation.
Deshalb waren wir gezwungen - genau wie letztmals 10 Jahre zuvor, Stichwort “Maitour nach Dreieichenhain” - die Fahrräder stehen zu lassen und zu Fuß bzw. mit dem öffentlichen Nahverkehr zu reisen, welcher uns glücklicherweise - ebenfalls wie 10 Jahre zuvor - gute Verkehrsverbindungen bot. Folglich waren wir zwar radlos, nicht aber ratlos!
Es galt nun, genügend Regenschirme zu organisieren, was uns aber problemlos gelang, da unser Freund Heiko, der sonst eher dafür bekannt ist, “Schirme in die Ecke zu stellen”, ein halbes Dutzend solcher mobilen Regenschutzvorrichtungen beischaffte. Mit diesen bewaffnet begaben wir uns zu Fuß zur Bushaltestelle “Friedrich-Ebert-Straße”, welche sich unsinnigerweise in der Goethestraße befindet.
Der Umstand, dass wir sicherheitshalber Flaschenbier besorgt hatten, erwies sich als Glücksfall, denn so konnten wir genügend Marschverpflegung in Form von “Seppelchen” in Rucksäcken verstaut mit uns führen - Partydosen wären hier eher ungeeignet gewesen.
Um kurz vor zwölf enterten wir den Linienbus, welcher uns zum Reinheimer Bahnhof beförderte. Von dort aus starteten wir dann unsere Maiwanderung, die uns durch Ueberau hindurch Richtung Hundertmorgen führte - eine auf einer Anhöhe zwischen Ueberau, Groß-Bieberau und Ober-Klingen gelegene Kleinst-Siedlung, welche von Agrar- und Gastwirtschaft geprägt ist. Unser Hauptaugenmerk lag natürlich auf letzterem, nicht zuletzt weil Stammtisch-Landwirt Thomas L. nicht dabei war.

Der ganze Hinweg war geprägt von Dauerregen und der trist-graue Himmel verwehrte uns die Sicht auf das atemberaubende Gebirgspanorama des nördlichen Odenwaldes. Nach 50minütigem Fußmarsch kamen wir um 13.21 Uhr am “Hundertmorgen-Stübchen” an. Das war zu FRÜH, da wir zwischen 13.30 und 14 Uhr reserviert hatten. Was soll man dazu sagen! Nicht mal auf unsere legendäre Unpünktlichkeit ist noch Verlass!
Vielleicht waren die Wirtsleute deshalb auch etwas sauer und wiesen uns einen Platz in der großen Scheune, in welcher es merklich nach Pferd roch, zu und nicht im gemütlichen, warmen Inneren des Gasthauses. Für uns war eine Partygarnitur reserviert - für elf Mann etwas wenig, so dass wir auf der einen Seite noch einen Stuhl und auf der anderen Seite eine Bank aufstellte, damit man einigermaßen Platz hatte.
Die Scheune war gut gefüllt, u.a. auch von jugendlichen Maitourausflüglern aus dem benachbarten Groß-Bieberau., die altersmäßig durchaus unsere Kinder ……... ach lassen wir das!
Wir entschieden uns, auf Etappen Essen zu bestellen, damit man auf dem Tisch einigermaßen Platz zum Dinieren hatte. Das Essen war deftig-rustikal sowie sättigend und zufriedenstellend - so wie man es auf einem landwirtschaftlichen Gastronomiebetrieb eben erwarten kann. Nach 2 Runden wohlschmeckendem Flaschenbier - ja, irgendwie sollte uns das Fassbier an diesem Tag tatsächlich verwehrt bleiben - brachen wir gegen 16 Uhr zum Rückmarsch Richtung Reinheim auf, um rechtzeitig zur Abfahrt unseres Busses am Bahnhof zu sein.
Glücklicherweise regnete es auf dem Rückweg nicht mehr und so konnte man etwas mehr von dem gewaltigen Gebirgspanorama des vorderen Odenwaldes erkennen, so dass zwischen den Erd- und Heimatkundlern in den Reihen unseres Stammtisches angeregte Diskussionen hinsichtlich der Benennung der zu erkennenden Berggipfel geführt wurden. Die mitgeführten Regenschirme - an dieser Stelle noch mal vielen Dank an den Schirmherren unserer Veranstaltung, Herrn Heiko H. - wurden hier eifrig als Zeigeinstrumente genutzt.
Diese geographischen Erörterungen und die eine oder andere Pinkelpause führten dann dazu, dass die Spitzengruppe unserer Wandererschar seeehr pünktlich unseren Bus am Reinheimer Bahnhof erreichte und einige nicht ganz so schnelle Nachzügler die letzten 100 Meter zum Bus im Alt-Herren-Spurt zurücklegen mussten - nur, um dann im Bus völlig atemlos noch gut fünf Minuten darauf zu warten, bis der Buslenker Anstalten machte, endlich los zu fahren.

Als wir in Münster ankamen, fuhr Heiko mit dem Bus weiter Richtung Eppertshausen, weil er angeblich noch seinem Schwager zum Geburtstag gratulieren wollte. Danach würde er dann wieder zurückkommen - wahrscheinlich war dies nur ein Vorwand und er wollte nur vor uns verbergen, dass er wieder mal unglaublichen Druck in seinen Gedärmen verspürte, den er nicht unbedingt auf Rainers Toilette entweichen lassen wollte.
Nach kurzem Fußmarsch kamen wir dann um 17.15 Uhr wieder bei Rainer an - das dürfte so früh wie noch nie in unserer Maitourhistorie gewesen sein! Doch dies war nicht weiter tragisch, hatten wir aufgrund unseres neu konzipierten “FBF-Maitour-Wett- und Tippspieles” doch noch ein straffes Programm vor uns. Bei jenem handelte es sich um eine Fortentwicklung unseres alljährlichen Maitourquizzes. Es ging nämlich nicht mehr um reines Abfragen von Stammtisch-Wissen, sondern um ein Schätzspiel hinsichtlich verschiedener Aufgaben bzw. Wettkämpfe, denen sich die Tourteilnehmer stellen mussten. Kurzweil und Spannung waren also garantiert und als Heiko H., der sich im Vorfeld besonders intensiv mit diesem neuen Wettbewerb auseinandergesetzt hatte, wieder eingetroffen war, konnte es losgehen.
Den Teilnehmern wurden - ihren persönlichen Vorlieben und Stärken entsprechend - nun bestimmte Aufgaben gestellt. So musste etwa Michael B. ein 0,3-Liter-Glas Bier möglichst schnell austrinken - für unseren Dobi-Rekordmeister eine der leichtesten Übungen. Alle anderen hatten im Vorfeld die Zeit dieses Vorganges zu schätzen.
Des weiteren musste unser “weißer Pele” Stefan “Racinho” R. möglichst lange mit einem Fußball jonglieren. Das Ergebnis war aber derart ernüchternd, dass ihm sein Künstlername “Racinho” aberkannt wurde und man ihm einen Name verpasste, der mit einer Fußballnation assoziiert werden kann, die mit einer Ausnahme 1) lediglich weniger begabte Fußballer hervorbringt: “Stefan Racingermoserhauserhofer” …... es sollte halt irgendwie österreichisch klingen!

Andreas P. wiederum wurde aufgetragen, mit verbundenen Augen möglichst lange auf einem Bein zu stehen - ein Unterfangen, welches ihm die meisten nicht sehr lange zutrauten, könnte er doch aufgrund des über den Tag kumulierten Alkoholgenusses erheblich in seiner Koordination beeinträchtigt sein. Andy zog sich aber äußerst respektabel aus der Affäre und stand ca. 44 Sekunden einem Flamingo gleich - nur nicht so rosa - auf einem Bein.
Weitere Wettkämpfe hatten Tischtennisballweitwurf, Standweitsprung, Elfmeterschießen, Armdrücken, Maßkrugstemmen sowie Ball-auf-Zeit-die-Rutschbahn-Runterrollen zum Gegenstand, die größtenteils auf Rainer R´s großem Abenteuerspielplatz durchgeführt wurden.
Im Zusammenhang mit diesem Event möchten wir Heiko H. ausdrücklich lobend erwähnen, da er trotz seines sicherlich eng gesteckten Terminplanes die Zeit gefunden hat, mit zwei mehr oder weniger freiwilligen Adjutanten aus seinem näheren Verwandtenkreis alle gestellten Aufgaben bzw. Wettkämpfe im Vorfeld durchzuexerzieren dies teilweise auch am Originalschauplatz.
Danach machte er sich noch die Mühe, seine hier gewonnenen und in seinen Tipp eingeflossenen Erkenntnisse per Mail wissenschaftlich-ausführlich zu erläutern.
Gebracht hat ihm das alles aber nichts, weil Christoph H. mit 24 von maximal 33 Punkten gewann und sich über eine Flasche Pircher Nussschnaps freuen durfte - die Anwesenden beim anschließenden Verkosten übrigens auch.
Jedenfalls waren diese “Faßbierspiele” eine gelungene Angelegenheit, die allen viel Spaß gemacht haben und deshalb dieses Jahr mit anderen Wettkämpfen wiederholt werden sollen. Um 22 Uhr waren dann alle platt - nicht zuletzt wegen der anstrengenden Wanderung vom Nachmittag und der kräftezehrenden Wettkämpfe - und begaben sich auf den Nachhauseweg.


1
) aus österreichischen Fußballern kann nur dann etwas werden, wenn sie philippinisch-nigerianische Wurzeln haben und schon in früher Jugend aus ihrer fußballerischen Diaspora errettet werden, um dann bei einer süddeutschen Fußball-Talent-Veredelungs-Anstalt auf internationales Topniveau gebracht zu werden (Na wenn’s mehr nicht ist!)

PREVIEW       HOME       NEXT