Geschichte

Maitour 2015 nach Egelsbach -
Die Kälte ist uns einerlei,
wir radeln trotzdem in den Mai!”


Wie dieser Überschrift zu ent­nehmen ist, beginnen wir diesen Bericht - mal wieder - mit den Witterungsverhältnissen zu Mai­enbeginn. Wie bereits ein Jahr zuvor waren an den Tagen vor unserer Tour die einschlägigen Wetter-Portale unsere favori­sierten Websites, wollten wir doch eine verlässliche Prognose für das Maitourwetter erhalten. Und ebenso wie vor Jahresfrist waren die Vorhersagen ziemlich ernüchternd. Doch hierzu später mehr.Traditionsgemäß fanden sich zwei Handvoll Faßbierfreunde in aller Herrgottsfrühe um 10 Uhr an Onkel Rainers Hütte ein. Auf­grund der sich tief in das Be­wusstsein des Stammtischvolkes eingeprägten Ereignisse des Vor­jahres - Stichwort “kalter Fass­bierentzug” - hatte sich Andreas B. dazu bereiterklärt, für ei­ne standesgemäße Fassbierver­sorgung zu sorgen. Mit den zwei herbei transportierten 15-Liter-Fässern “Schlappeseppel” war diese dann auch ausreichend gesichert.Dass allerdings niemand Party­dosen für die Fahrt organisiert hatte, wurde seltsamerweise aber nicht moniert, hatten sich in den vergangenen Jahren doch zwei sich unerbittlich gegenüber­stehende Fraktionen leiden­schaftlich über Sinn oder Unsinn deren Mitnahme auf unserer Radtour gestritten. Ob das The­ma damit nun “durch” ist oder ob die Schüttelbierkutscher nochmal einen Vorstoß zwecks Party­dosenmitnahme unterneh­men? Wir werden sehen!

"Anstoß" auf Rainers Terasse

Jedenfalls musste zunächst mal das erste Fass angestochen wer­den, um das darbende Fass­bier­volk mit seinem Lebenselixier versorgen zu können. Aber wür­de der Anstechvorgang nach der einjährigen Fassbierpause pro­blemlos vonstattengehen? Skep­sis war jedenfalls angesagt, als ausgerechnet Racer, der in jüng­ster Vergangenheit eher durch aus dem Ruder gelaufene Wein-Trinkexzesse als durch soliden, maßvollen Bierkonsum aufgefal­len war, zur Tat schritt und standesgemäß einen Holzzapfhahn in das Holzfass hineintreiben wol­lte. Nun ja, das mit dem “Hahn in das Fass” klappte ja noch an­stands­los, aber das anschließen­de “Bier raus aus dem Fass” wollte par­tout nicht gelingen, auch wenn man dem Hahn noch so gut zuredete. Also musste der Anzapfgockel durch ein Ersatzge­rät – dieses Mal aus Plastik - ersetzt werden.
Glücklicherweise gelang dies gänzlich ohne Bierverluste – an­ders als damals anlässlich der “Mutter aller Feiern” in Bonifers Keller vor nunmehr einem Vier­teljahrhundert, als der Hahn mehrfach unter wildem Bierge­spritze durch den Raum flog.
Nach dem Anzapfen und der er­sten Kehlenölung gab es dann ei­nige Kontroversen hinsichtlich der Wahl unseres Fahrtenver­kehrsmittels, da sich die ein­gangs erwähnten düsteren Wet­teraus­sichten zu bewahrheiten droh­ten. Es war nämlich ausge­spro­chen kühl und die Wetter­vor­hersagen hatten für den gan­zen Nachmittag Regenschauer vor­hergesagt. Die einen vertra­ten die Auffassung, dass man auf­grund der exzellenten ÖPNV-Ver­bindungen doch zunächst nach Altheim wandern könne, um dann mit dem Zug via Darm­stadt zu unserem Maitourziel Egels­bach zu fahren. Die anderen meinten, dass das Wetter doch besser als im Vorjahr sei - Stich­wort “Im Dauerregen nach Ueberau” - und man nicht schon wieder unsere traditionell be­nutzten Drahtesel im Stall zu­rücklassen solle.

Andy B´s vergeblicher Versuch, einen "Am Wegesrand vom-Fahrrad-fallen-Flashmob" zu initiieren

Letztere “Augen-zu-und-durch-Mentalität” setzte sich dann durch und wir nahmen die “Ope­ration Maitour 2015” mit den Fahrrädern in Angriff - nicht aber, bevor einige noch mal kurz zu Hause vorbeischauten, um be­kleidungstechnisch etwas aufzu­rüsten, damit man den kalten Fahrtwinden trotzen konnte. In schwerer Montur ging es dann um 11.30 Uhr los gen Westen, in welchem bekanntlich auch das Münsterer Freizeitzentrum lag, in welchem wiederum - auch be­kanntlich - die Promis ihr alljähr­liches Waldfest abhielten. Was lag also näher, als dort unseren ersten Zwischenhalt einzulegen, um eine gepflegte Runde Bier bei unseren Stammtisch-Kollegen zu trinken.
Eigentlich wollten wir nur diese eine Runde dort zu uns nehmen, als aber unser Stammtischbruder Alexander P. uns mit dem Ansinnen kontaktierte, zu uns zu stoßen, orderten wir be­reitwillig eine weitere Runde, um unser Warten bis zu dessen Ein­treffen bei uns möglichst kurz­weilig zu gestalten. Als “Zek” dann eingetroffen war, herrschte ein großes Hallo, da unser Die­burger Freund eher zu den sel­teneren, aber immer zu den sehr gern gesehenen Teilnehmern un­serer Touren gehört. Er erklärte sein unverhofftes Kommen mit dem tragischen Umstand, dass seine Gattin Halskratzen verspür­te und deshalb das Familien-Feiertagsprogramm leider ausfal­len musste. Um darüber hinweg­zukommen und auch, um einer Ansteckung vorzubeugen - er ist ja Lehrer und möchte ungern krankheitsbedingt in der Schule fehlen - ließ er deshalb schweren Herzens Frau und Kinder im trauten Heim zurück und radelte von dannen.

Michael B. zelebriert die andalusische Variante der Maitour

Nachdem auch Zek sein erstes Frustbier getrunken hatte, konn­ten wir um 12.30 Uhr weiterfah­ren - immer hinter Pacemaker Racer her, da dieser in Egelsbach reserviert hatte und deshalb recht pünktlich dort ankommen wollte. Dies sollte uns dann aber nicht gelingen, aber unsere 10mi­nütige Verspätung war ja noch im Rahmen des Erlaubten.
Außerdem sei hier auch noch an­gemerkt, dass auf dem Hinweg nicht ein einziger Tropfen Regen von uns registriert wurde - so viel zu den Wetterprognosen.
Bei unserem Ziel, dem Gasthaus “Zur Pferdetränke”, handelte es sich um ein landwirtschaftliches Gehöft, auf dem sich allerlei Ge­tier in Form von Pferden, Eseln und Gänsen tummelte und wel­ches von Racer eigentlich wegen des vorhandenen Biergartens ausgewählt wurde. Dass dieser bei unserer Ankunft völlig leer war und auch uns es wegen den spätestwinterlichen Temperatu­ren eher nach drinnen zog, dürfte kaum verwundern.
Doch auch im Innern war der Besucherandrang überschaubar, waren doch lediglich drei Tische besetzt. Dennoch war es gut, vorher reserviert zu haben, da somit der einzige 12er Tisch im Lokal für unsere Zwecke bereit­stand.
Kaum hatten wir uns gesetzt, verließen die anderen Gäste auch schon das Lokal. Ob das daran lag, dass es schon fast 14 Uhr war und diese ihr Mittags­mahl beendet hatten oder ob sie auf­grund unseres zahlenmäßig gro­ßen, durchweg maskulinen Teil­nehmerfeldes die Flucht er­grif­fen, mag jeder für sich selbst beantworten. Jedenfalls konnten wir so am Tische ungestört und ungehört den uns auszeichnen­den Blödsinn erzählen, was wir in der Folgezeit dann auch ausgie­big taten. Nach einem opulenten und wohlschmeckenden Mahl verbrachten wir dann nahezu vier heitere Stunden in der Lo­kalität bei mehreren Runden Bier und auch diversen Schnäpschen - jedenfalls kann festgehalten wer­den, dass wir schon bedeutend weniger auf unserer Maitouren getrunken hatten.

Racer mit seinem Zwillingsbruder (der Linke, nicht der Rechte!!)

Dass auch in unseren Reihen mo­derne Kommunikationstechnik Einzug gehalten hat, war in die­sen Nachmittagsstunden eben­falls zu beobachten. Doch im Ge­gensatz zur jungen (De-)Gene­ration, welche den Großteil ihrer Zeit mit sinnentleerten elek­tronischen Konversationen ver­bringt, nutzten wir dieses neue Medium, um mit unserem Bru­der Michael B., der im fernen Sevilla weilte, in Kontakt zu treten und ihn auf diese Weise am Maitourgeschehen teilhaben zu lassen. Dass er mit Leib und Seele Faßbierfreund ist, den auch die große Entfernung zur Heimat nicht davon abhielt, seine per­sönliche Maitour zu veranstalten, konnten wir an­hand der von ihm geposteten Fo­tos erkennen. Er kam auf dem von ihm gewählten Rad zwar nicht vom Fleck und musste auch mit Flaschenbier Vorlieb neh­men, konnte aber ganz im Ge­gensatz zu uns unter der südspa­nischen Sonne wenig­stens sein Stammtisch-T-Shirt zur Schau tragen.
Als wir uns um 17.30 Uhr dann auf den Rückweg machten, hatte es immer noch nicht geregnet und - das sei schon mal vorweg­genommen - an diesem Zustand änderte sich im weiteren Tages­verlauf glücklicherweise auch nichts.

Letztmaliger Abstecher zum Promi-Waldfest
Auffällig bei der Rückfahrt war, dass das Teilnehmerfeld nun in umgekehrter Reihenfolge unter­wegs war, denn Racer, der auf dem Hinweg noch gnadenlos vorneweg geprescht war, hatte es nun nicht mehr ganz so eilig. Genau genommen war es so, dass er rund 100 Meter hinter dem Pulk mit voller Beleuchtung von Wegesrand zu Wegesrand pendelnd gemächlich dahinra­delte - die Alkoholzufuhr for­derte offenbar ihren Tribut.
Er war aber dennoch fähig, den Nachhauseweg un- bzw. umfall­frei fortzusetzen und bis zu unse­rem Zwischenstopp am hohlen Baum auch wieder zum Haupt­feld aufzuschließen. Der Grund unseres Abstechers zu diesem legendären Naturdenkmal war eigentlich eine trauriger, nämlich jener, dass es keines mehr war. Uns war nämlich zu Ohren ge­kommen, dass jene mächtige Eiche, welche auch in unserer Stammtischhistorie eine beson­dere Rolle gespielt hat, kürzlich einem Sturm zum Opfer gefallen war. Wir suchten also die Stelle, an welcher der Hochwald an­fängt - eine Ortsmarke, welche von er­fahrenen Hohler-Baum-Suchern seit Jahrzehnten als Auf­findungs­merkmal genutzt wird. Nun gut, auch wenn sich diese Markierung im Laufe der Jahre etwas ver­wachsen hat, fanden wir den Baumstandort, welcher aber ein Bild der Verwüstung bot. Die mächtige Eiche hatte bei ihrem Fall nämlich weitere, gerade zu­fällig umher stehende Bäume mit in den Tod gerissen. Pietätvoll in­spizierten wir das umherliegende Gehölz, in erster Linie den na­mensgebenden Hohlraum des Baumes suchend, in welchem wir zwei Dekaden zu­vor jene prähis­torische Bierdose platzierten, die von Heiko H. gefunden und gierig leergesaugt wurde. Da sieht man mal, dass wir damals schon jene Freizeit­beschäftigung betrieben haben, welche heute unter dem Begriff “Geocaching” firmiert.

Zumindest auf diesem Bild fiel Racer nicht aus dem Rahmen
Heiko - und auch sein jeweiliges Umfeld - musste seinen damali­gen Bierdurst jedoch teuer be­zahlen, hat er doch seit diesem Zeitpunkt mit mächtigen Flatu­lenzen zu kämpfen. Nachdem wir nun somit kollektiv vom hohlen Baum Abschied genommen hat­ten, fuhren wir weiter Richtung Heimat, wobei sich unser Freund Zek ausklinkte und gen Dieburg wieterradelte. Weil es mittags so schön war, kehrten wir nochmal bei den Promis im Freizeitzent­rum ein, um noch eine Runde Bier zu trinken. Dass es sich auch hier um einen Abschied handel­te, wurde uns erst kürzlich be­kannt, denn die Promis werden ihr tradi­tionelles Waldfest künf­tig nicht mehr durchführen. Da aber in diesem Jahr die Freie Sportver­einigung Münster an diesem Ter­min ein Waldfest ver­anstalten wird, könnten wir in Zukunft - bei Beibehaltung dieser Veranstal­tung - weiterhin dort eine Bier­pause einlegen.

Heiko H. beim Salzstangen-Wettessen nach der Maitour
Weil es inzwischen schon recht spät geworden war und wir noch ein straffes Wettkampfpro­gramm in der Fassbier-Arena an der Bor­kumer Straße zu absol­vieren hatten, fuhren wir recht bald zu­rück zu Rainer. Dort brachten wir noch schnell die Pizzabestellung auf den Weg und begannen mit der zweiten Aufla­ge des im Vor­jahr in der Stamm­tischschar so gut angekomme­nen FBF-Wett- und-Tipp-Spieles.
Besonders erwähnenswert wäre hier zunächst der “Clash of Ti­tans” im Tischtennis, nämlich das Duell Stefan R. gegen Rainer R., welches der Erstge­nannte trotz Heimvorteil seines Kontrahenten klar mit 11:3 für sich entscheiden konnte.

Maitouren können für ungeübte Mitfahrer ganz schon anstrengend sein.....

Den Wettbewerb im etwas in Vergessenheit geratenen, einst­mals sehr populären Weizenbier­ploppen gewann Alex S., wobei hierzu anzumerken wäre, dass Andy M´s Versuch, das Feuerzeug durch einen Zollstock zu ersetzen, um so den Sieg da­von zu tragen, kläglich schei­ter­te.
Das etwas banal anmutende Spielchen, mit einem Fußball aus 10-Meter-Distanz eine Wasser­flasche umzukicken, mutierte zu einer elend langen Fehlschuss­nummer, weil die drei Protago­nisten Wudo, Heiko und Chris­toph nicht in der Lage waren, das Zielobjekt zu treffen. Als schon niemand mehr daran geglaubt hatte, schaffte es Christoph – we­niger unter lautem Jubel, als viel­mehr unter erleichtertem Seuf­zen der Zuschauer - die Flasche zu Fall zu bringen.
Ein Höhepunkt der Veranstaltung war der Papierfliegerweitflug­wettbewerb der Reiseleitung. Teilnahmeberechtigt waren Ste­fan R., Alex S. und And­reas M.. Der vierte Rei­seleiter im Bunde, Rainer R., durfte an dem Wettkampf nicht teil­nehmen, da er als lang­jähriger Wasserflugzeugbesitzer ein zu großes Know-How im Hinblick auf Aerodynamik und Flugzeugbau hat, was ihm einen unbestreit­baren Wettkampf­vorteil ver­schafft hätte.

Gruppenbild Nr. 2 am umgestürzten "Hohlen Baum"
Nachdem die drei ihre mehr oder weniger windschnittigen Flugap­parate zurechtgefaltet hatten, begann der erste Durchgang, in welchem Alex S. souverän die Führung übernahm, während das Exemplar von Stefan R. - nennen wir es der Einfachheit halber mal “Ikarus 1” - schon nach wenigen Dezimetern kläg­lich zu Boden sank.
Diese Schmach nicht hinnehmen wollend, modifizierte Stefan sein Fluggerät, indem er diesem eine kompaktere Form gab und taufte es auf den neuen Namen “Can­nonball”. Dessen Flugeigen­schaf­ten waren zwar nicht so gra­zil wie die des Fliegers des seither Führenden, verhalfen Stefan aber zur Führung nach dem zwei­ten Durchgang.
Durch diese unerwartete Wen­dung in Panik versetzt, versuchte Alex nun, das Flugobjekt von Ste­fan zu kopieren, knäuelte seinen Flieger ebenfalls zu einer Papier­kugel - denn nichts anderes hatte Stefan “Lilienthal” Ries zuvor auch gemacht - und schmetterte diese mit seinem letzten Versuch in die Ferne, welche dann allerdings nicht fern genug war, um Stefan R. noch vom Sie­gerpodest dieses Wettkampfes zu stoßen.
Weitere nicht ganz so spektaku­läre Wettkämpfe des Abends hatten Salzstangenwettessen, Handball-Siebenmeter-Werfen, Mau-Mau-Spielen und Mäxchen-Würfeln zum Gegenstand.
Als die Sache dann beendet war, konnte Alex S. als Sieger des ganzen Events gekürt wer­den.
Zwischendurch labten wir uns natürlich noch an der georderten Pizza, tranken noch ein wenig Bier und unterhielten uns in der üblichen sinnentleerten Weise.
Um kurz nach zehn gingen dann alle mit mehr oder weniger gu­ten Gefühlen nach Hause. Ledig­lich Bernd, der wegen des anste­hen­den Wochenendes noch nicht Richtung Schwarzwald auf­bre­chen musste, blieb noch und leis­tete Rainer zwecks weiterer Kon­versation bis Mitternacht Ge­sell­schaft.

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