Geschichte

Maitour 2018 - Stelldichein in Stockstadt/Main


Dass die Schilderung der jeweili­gen Witterungsverhältnisse in den Maitour-Berichten der letz­ten Jahre breiten Raum einge­nommen hat, ist ein Faktum, welches uns nicht gerade fröh­lich stimmt. Es war nämlich im­mer ein Zetern und Klagen hin­sichtlich widriger Wetterbedin­gungen, welche ein vergnügt-entspanntes Radfahren er­schwerten oder sogar ganz un­möglich machten. So mussten wir in jüngerer Vergangenheit zweimal unser bevorzugtes Fort­bewegungsmittel “Fahrrad” in Münster zurücklassen, um unter Inanspruchnahme des öffentli­chen Personennahverkehrs zu unserem Ziel zu gelangen.
Auch dieses Mal kommen wir nicht umhin, gleich zu Beginn des Rückblicks bzgl. der 2018er Mai­tour auf das an jenem Tage vor­herrschende Wetter zu sprechen zu kommen.
Wir trafen uns wie gewohnt um 10 Uhr bei Rainer Roßkopf in der Borkumer Straße und unbeteiligte Passanten, die besagtes Anwesen passierten, dürften bei unserem Anblick eher an eine Polarexpedition gedacht haben, als an eine fidele Gruppe, welche auf zwei Rädern den Beginn des Wonnemonats Mai zelebrieren möchte. Es war nämlich bewölkt und 9 Grad “warm”, wobei aufgrund einer steifen Brise die gefühlte Temperatur weit unter vorgenanntem Wert lag.
Dennoch begingen wir vor Ort traditionelle Rituale, wie z. B. das Anzapfen des wohlgekühlten Bieres - warm konnte es bei der Kälte ja nicht werden - und dem Verspeisen mitgebrachter Köst­lichkeiten bestehend aus Do­senwurst, Käse, Brot, Brötchen und Schokoladehasen - letztere eher weniger traditionell, zur Ab­rundung der Mahlzeit aber gerne genommen.

Nachdem ein paar besonders verfrorene Kameraden noch mal kurz nach Hause gefahren waren, um bekleidungstechnisch weiter aufzurüsten - einige brachten sogar Handschuhe mit - starteten wir um Viertel vor zwölf durch die Hergershäuser Wiesen nach - Überraschung! - Hergershausen. Dort entdeckten wir auf dem Gelände des Fußballvereins diverse Verköstigungsangebote in Gestalt von Getränke- und Essenständen, welche durch eine weithin sichtbare Hüpfburg ergänzt wurden. Da konnten unsere jüngeren Kameraden nicht widerstehen und bogen kurzerhand in die Geländeeinfahrt ab.
Kaum war ihnen die “Altherren-Abteilung” des Stammtisches gefolgt, hatten unsere Junioren schon die Schuhe ausgezogen und schickten sich an, Ihren Mageninhalt auf besagter Hüpfburg kräftig durchzuschütteln. Sie konnten aber gerade noch rechtzeitig von den etwas älteren, erfahreneren Kameraden - wohl von der Sorge hinsichtlich der körperlichen Unversehrtheit der ebenfalls anwesenden Kinder getrieben - von ihrem Ansinnen abgehalten werden.
Man mag sich gar nicht vorstellen, was da alles hätte passieren können: Meterweit über das Festgelände katapultierte Kleinkinder, Jungen und Mädchen mit komplizierten Frakturen aufgrund ungebremst auf sie ge­stürzter Maitour-Springteufel ….. über die unappetitlichen Folgen einer etwaigen übelkeitsbedingten Magenentleerung auf dem Luftkissen wollen wir lieber nicht weiter nachdenken ……




Also: Schuhe wieder an und rüber an den Getränkestand, um sich den wirklich wichtigen Dingen an jenem Tage zu widmen: Einer Runde Bier für alle! Nach deren Genuss kam den mitdenkenden Mitgliedern der Reiselei­tung der Gedanke, bereits nun, also recht frühzeitig auf unserer Tour, vor der imposanten Kulisse der luftigen Festung das obligatorische Gruppenbild aufzunehmen. So sei gewährleistet, dass man dieses Ritual zu einem späteren Zeitpunkt wegen eventuell zunehmendem Kontrollverlust nicht vergessen könne.


Während die meisten vor der Weiterfahrt noch ein Bier trinken...

Gesagt, getan! Allerdings hatte der dahergelaufene Depp, welchen wir mit der Aufnahme der Aufnahmen betraut hatten, bei sämtlichen zwölf(!) Versuchen seinen Wurstfinger vor der Kameralinse. Dies erklärt dem auf­merksamen Leser die Tatsache, weshalb wir das auf der Titelseite dieses Heftes befindliche Bild entsprechend nachbearbeiten mussten. Hätten wir dies hier nicht erwähnt, wäre es euch wahrscheinlich gar nicht aufge­fallen.
Die Tour ging dann weiter über Sickenhofen und Babenhausen nach Harreshausen, wo sich ein großer Spielplatz als Rastplatz zum Anstechen der ersten Partydose anbot. Kaum hatten wir dort eine Sitzgelegenheit in Be­schlag genommen schwärmten unsere Frischline schon wieder aus, um die vorhandenen Spielgeräte auszuprobieren. Auch der in unmittelbarer Nähe befindliche Seniorenspielplatz war vor ihnen nicht sicher, sämtliche Stationen des dortigen Parcours wurden von ihnen angesteuert.
So blieb den zahlreich anwesenden Stammtischsenioren, für deren Altersgruppe diese Einrichtung eigentlich vorgesehen war, nichts anderes übrig, als an Tisch und Bank zu verweilen und einer altersunabhängigen Tätigkeit zu frönen, nämlich dem Faßbiertrinken, verbunden mit mehr oder weniger stark ausgeprägtem Dummgeschwätz. Als man hiervon dann - vorübergehend - genug hatte, nahm man die letzte Etappe in Richtung Stockstadt am Main in Angriff.
Kurz vor dem Zielort traten dann jedoch Irritationen hinsichtlich des richtigen Weges auf. Die ent­stehenden ausgiebigen Diskussi­onen nutzten einige von ihrer vollen Blase geplagten Mitreisen­de zu deren Entleerung im uns reichlich umgebenden Wald.
Dies wiederum veranlasste ei­nige anderen Kameraden dazu, die zweite Partydose anzuste­chen, um den gerade geleerten Tank der Konfirmandenbläsler wieder aufzufüllen.


...fällt Bernd der Abschied von seinen Spielkameradinnen schwer.

Als auch dieses Behältnis geleert war, kamen wir über einen Um­weg zu unserem Ziel, dem am Rande eines Schrebergartenge­ländes auf einer Gersprenzinsel gelegenen Restaurant „Da Mi­chele“.
Unsere 10minütige Verspätung war noch im Rahmen des Ver­tretbaren, da hatten wir in der Vergangenheit schon für ganz andere Zeitüberschreitungen ge­sorgt. Begünstigt wurde dies auch durch den angenehmen Rückenwind. Da sich außerdem öfters auch mal die Sonne zeigte, hatten unsere Frierkatzen auf dem Hinweg schon bald ihre Handschuhe ausziehen können.
Im besagten Ziellokal hatte man drinnen für uns reserviert, denn für einen Aufenthalt im Biergar­ten war es dann doch zu kalt.
Die Geschichte unseres Aufent­halts im Innern des Gasthauses ist schnell erzählt: Wir aßen opulent und gut, tranken das eine oder andere Bier und einige Ka­meraden sahen sich dann noch zum Jacky-Cola-Trinken berufen.
Als wir von alledem genug hat­ten, begaben wir uns um ca. 16 Uhr auf den Rückweg.
Wir waren gerade fünf Minuten unterwegs, als unser Fortkom­men von einem Sturz jäh ge­bremst wurde. Ein auf dem Weg befindlicher Ast geriet in das Vorderrad von Bernds Fahrrad, bremste dieses infolgedessen ab­rupt und nötigte unseren Wahl-Schwarzwälder zu einem unkon­ventionellen Abstieg über den Lenker. Diesen meisterte er jedoch überaus gekonnt und un­verletzt - offenbar kamen ihm hierbei die zuvor getätigten Übungen auf dem Harreshäuser Seniorenspielplatz zugute.
Da sein Fahrrad ebenfalls keine größeren Schäden davontrug und weiter fahrfähig war, konn­ten wir die Fahrt fortsetzen. Doch kaum, dass wir einige 100 Meter vorangekommen waren und den Schrecken verdaut hatten, ereilte uns am Gelände des Stockstädter Schützenvereins ein weiterer Schock, als eine geschätzte Mittvierzigerin ekstatisch schreiend auf uns zugerannt kam. Aufgrund ihres vielfach wiederholten Ausrufes „Mein Therapeut, mein Therapeut“ konnten wir schlussfolgern, dass unser Freund Dietmar, von Beruf Physiotherapeut im nahe gelegenen Zellhausen, der Grund ihrer überbordenden Begeisterung sein musste. So war es dann auch, denn als sie in des­sen unmittelbare Nähe gelangt war, blieb sie mit verklärtem Blick vor ihm stehen und wieder­holte noch mehrmals ihren vor­genannten Spruch.



Diese Art der Verehrung hatte irgendwie etwas Religiöses. Dietmar muss sie in Ausübung seiner beruflichen Tätigkeit von irgendwelchen Leiden befreit haben - hoffentlich nur unter Einsatz seiner Zauberhände.
Nach einem kurzen Smalltalk, in welchem man sich gegenseitig vom jeweiligen Tagesprogramm in Kenntnis gesetzt hatte, zog es besagte Dame mit ihrem Anhang weiter Richtung Harreshausen, denn dort war sie zuhause, während wir beschlossen, vor Ort beim Schützenverein noch eine Runde Bier zu trinken.
Doch auch das schönste Glas Bier ist irgendwann geleert und unsere Reise ging weiter - ebenfalls Richtung Harreshausen, wo nach Aussage von Dietmars Patientin in der „Cantinho Portugues“ „was los sein solle“. Neugierig wie wir nun mal waren, steuerten wir besagte Lokalität an, welche aufgrund deutlich vernehmbarer Geräuschemissionen leicht zu finden war.
Vor dem Lokal saßen vornehmlich Lusitaner (Asterix-Leser wissen mit dieser antiken Volksbezeichnung sicher etwas anzufangen, alle anderen müssen halt googeln …. kleiner Tipp: Der Name des Lokals birgt eine heiße Spur in sich!) und lauschten den landestypischen Klängen eines zunächst nicht anwesenden DJs, Alleinunterhalters oder was auch immer! Kurz darauf betrat die mutmaßliche Person die Szenerie und zupfte parallel zu den Klän­gen aus den Lautsprechern et­was uninspiriert auf seiner E-Gi­tarre herum - ganz im Stile eines Anfängers. Eigentlich eine he­rausragende Geschäftsidee, die durchaus Schule machen könnte!
Nachdem wir auch hier eine Run­de Bier - im speziellen Fall war es das landestypische Gebräu „Su­perbock“ - zu uns genommen hatten, bestiegen wir unsere Räder zwecks Weiterfahrt. Üb­rigens traf Dietmar auch hier auf Bekannte, die er schon behan­delt hatte - wir befanden uns offenbar nach wie vor im Ho­heitsrevier der Firma MAIN-REHA.
Jedenfalls ging es dann weiter, und zwar nonstop durch Ba­benhausen und - nicht nonstop - Sickenhofen, denn auch dort bot sich uns die Gelegenheit zu einer weiteren Einkehr bei einem klei­nen Fest auf dem Parkplatz vor der Friedel-Wiesinger-Halle.



Friedel Wiesinger? Wer ist bzw. war denn das?“, werden die meisten von euch Dummköpfen sich nun fragen. „Na also, so was weiß man doch!“, möchten wir euch hierauf antworten … zu­mindest jetzt wissen wir das, weil auch wir damals ehrlich ge­sagt nicht wussten, wer der omi­nöse Namensgeber für die Si­ckenhöfer Veranstaltungs-Arena war. Eigentlich war uns das auch egal, denn das Bier schmeckte auch so und - oh Wunder! - auch hier traf Dietmar auf irgendwel­che seiner zahlreichen Reha-Op­fer.
Der Vollständigkeit halber wollen wir noch Licht ins Dunkel bringen und euch mitteilen, dass Friedel Wiesinger weder der Tiefbaubeauftragte beim Sickenhöfer Kaninchenzuchtverein war, noch ein auf der Schießanlage des dortigen Schützenvereins versehentlich im Kugelhagel dahingeschiedener ehemaliger Greenkeeper. Nein, er war einfach der letzte Bürgermeister der damals noch selbständigen Gemeinde Sickenhofen vor der gebietsreformbedingten Unterjochung durch das mächtigere benachbarte Babenhausen - also so etwas wie die südhessische Variante des bekannten schottischen Freiheitskämpfer William Wallace, besser bekannt unter dem Namen „Braveheart“.
Wir fuhren dann weiter nach Hergershausen, wo wir keinen weiteren Zwischenstopp einleg­ten - das hatten wir ja schon auf der Hinfahrt erledigt - sondern eine scharfe Linkswendung Rich­tung Harpertshausen vollzogen. Dies taten wir jedoch nicht, um erstmals während einer unserer Maitouren alle oftmals verwechselten „H“-Ortschaften anzusteuern, nämlich Harreshausen, Hergershausen und Harpertshausen (Heppertshausen gehört zu dieser Aufzählung allerdings nicht dazu!), sondern um dort zum wiederholten Mal bei den „Glorreichen 8“ Station zum machen. Mathematikaffine FBF-Chronik­freaks dürften nun festgestellt haben, dass wir nach dem Jahr 2009, noch in 2013, 2016 und 2018 dort einkehrten, was wiederum bedeutet, dass sich die Abstände zwischen unseren Besuchen von 4 Jahren über 3 auf zuletzt 2 Jahre verringert haben. Bei Fortsetzung dieser Zahlenreihe würde dies bedeuten, dass wir auch dieses Jahr die „Glorreichen 8“ mit unserem Besuch beehren müssten …. das wäre beim diesjährigen Ziel aber mit einem größeren Umweg verbunden.
Bei den „Glorreichen 8“ klinkte sich Dietmar dann aus und fuhr nach Hause - offenbar aus Enttäuschung darüber, dort keine Patienten von sich erspäht zu haben. Der Rest trank noch eine finale Runde, um gut gestärkt die Reststrecke nach Münster bewältigen zu können. Diese hatte man dann um 19.45 Uhr mit der Ankunft an Rainers Anwesen hinter sich gebracht - so spät wie noch nie, was allerdings an der großen Anzahl von Zwischenstationen auf der Rückfahrt lag.
Geschwind wurde dann noch Pizza bestellt und verzehrt, um beim gleichzeitigen Schauen des Champions-League-Halbfinales den Tag ausklingen zu lassen.

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