|
Mehrtagesfahrt
2022 -
„Als
wir jüngst in Regensburg waren, ...
… sind wir über den Strudel gefahren!“ - so weit, so gut! Wenn man sich bei Reiseberichten Gedanken hinsichtlich der Überschrift macht, kommt man oft auf die originelle Idee, irgendwelche Zitate aus Gedichten oder Liedtexten hier anzubringen. So auch im aktuellen Falle, indem man den Titel jenes ollen Gassenhauers über irgendwelche schwäbischen und bayerischen Dirndl aufgreift.
Allerdings fällt mir jetzt beim besten Willen nicht ein, wie ich einen Bezug zwischen den o.a. beiden Zeilen und unserer Stammtischfahrt in besagte Donaustadt herstellen soll - vor allem auch deshalb, weil mir nicht bewusst ist, dass wir dort über einen Strudel, sei er nun mit Äpfeln, Birnen oder sonstigem Obst gefüllt, gefahren sein sollen. Wäre ja auch schade darum gewesen!
Egal, Hauptsache wir haben eine Überschrift und können nun zum eigentlichen Geschehen der Fahrt kommen, zu welcher wir am Morgen des 2. September erstmals nach dreijähriger Coronapause starteten. Zu Beginn gab es aber zunächst zwei unliebsame Überraschungen. Zum einen musste unser Kamerad Jochen kurzfristig krankheitsbedingt absagen, zum anderen beendete Stefan R. die Frühstücksidylle bei so manchem Kameraden, weil er, auf Verspätungsprobleme bei der Deutschen Bahn aufmerksam geworden (ja gibt’s dort denn sowas?), per Textnachricht vorgezogenes Einsammeln der Fahrtteilnehmer anordnete.
Und so kam es dann, dass wir von unseren gebuchten Fahrern nicht, wie geplant, nach Altheim, sondern direkt zum Hauptbahnhof Aschaffenburg transferiert wurden. Dort kamen wir dann um ca. 8:30 Uhr an - gerade noch rechtzeitig, um uns bis zu unserer geplanten Abfahrt um 9:23 Uhr ausgiebig langweilen zu können.
Doch Moment mal! Ich schreibe hier ständig von „wir“! Wer verbirgt sich eigentlich hinter diesem „wir“? „Wir“, das waren die drei Stammtisch-Urgesteine Stefan R., R(ai)ner R. und Alex S. sowie Andreas B. und unser seit Menschengedenken bei uns mitreisender Freund Dominik R.. Zwei weitere Kameraden sollten sich erst im späteren Fahrtenverlauf zu uns gesellen, und zwar - traditionell - Heiko H., welcher nach geschäftlichen Angelegenheiten in Regensburg zu uns stoßen wollte, und Bernd K., der mit den Schwierigkeiten, in Deutschlands Süden mit der Bahn von West nach Ost zu reisen, konfrontiert war. Seine Planung sah nämlich vor, mit dreimaligem Umsteigen bei fast nicht vorhandenen Zeitpuffern vom Schwarzwald nach Nürnberg zu gelangen, um von dort die Reise mit uns gemeinsam weiter fortzusetzen.
Doch zurück nun zum eigentlichen Geschehen am Hauptbahnhof Aschaffenburg, in welchem unser gecharterter ICE pünktlich eintraf und wir auf unseren reservierten Sitzen Platz nehmen konnten. Nach einer mehr oder weniger kurzen Phase des Müßigganges betrat eine gestresste weibliche Servicekraft mit ihrem Verkaufswagen unser Abteil. Sie berichtete von einer Reisegruppe, bestehend aus Kölner Männern, die das Bordrestaurant in Beschlag genommen hatte. Deren überbordenden Frohsinn hielt sie nach eigenem Bekunden nicht mehr länger aus, weshalb sie nun hierher in unser Abteil geflüchtet sei, um ihrem Geschäft nachzugehen. Ihre abschließende Bemerkung, dass aufgrund der hohen Konsumlaune besagter Rheinländer das Bier im Bordrestaurant knapp werden könnte, löste bei uns dann eine gewisse Unruhe aus. Schließlich hatten wir noch nichts Flüssiges gefrühstückt!
Und so entschlossen wir uns dazu, die Lage vor Ort persönlich zu erkunden und begaben uns zum Bordrestaurant. Beim Öffnen der Tür zu diesem Abteil war ein deutliches Anschwellen des Geräuschpegels zu registrieren - die Bahnmitarbeiterin hatte mit ihren Schilderungen nicht übertrieben. Die ganze Szenerie erinnerte in gewisser Weise an das Treiben in einer Kölner Altstadtkneipe im Karneval - unser Kamerad Didi hätte daran sicherlich große Freude gehabt!
Wir hielten etwas Abstand zu dem ganzen Geschehen, ließen die Kölner Kölner sein und platzierten uns an einem Stehbiertisch auf der anderen Seite des Ausschankbereiches - bahnreiseerprobte Leser können sich das geographisch sicher gut vorstellen. Der diensthabende junge Kellner begrüßte uns überaus herzlich in unüberhörbar rheinischem Dialekt. Aufgrund seiner großen Zugewandtheit und Fröhlichkeit konnte man fast den Eindruck gewinnen, dass die Reisegruppe ihn als Privatkellner mitgebracht hatte. Dem war natürlich nicht so. Jedenfalls hatte er mit der Kundschaft weniger Probleme als seine Kollegin - eher war das Gegenteil der Fall.
Aller
guten Dinge sind drei - flüssiges Frühstück
im
Bordrestaurant der Deutschen Bahn
Unseren Bestellwunsch „Pils“ konnte er jedoch nicht erfüllen, denn dieses war aus - sehr zum Leidwesen des notorischen Pils-Trinkers Dominik. Also bestellten wir Helles und bekamen als kleine Entschädigung noch mehrere Packungen mit DB-Keksen überreicht. Als wir dann eine zweite Runde bestellen wollten, war auch dieser Biervorrat fast aufgebraucht und es waren nur noch ein Helles und drei Weizen vorhanden. Natürlich nahmen wir das Angebot an, denn so konnten wir von uns behaupten, das ganze Bordrestaurant leer getrunken zu haben - wenn auch mit minimalem Aufwand.
Als wir dann in Nürnberg angekommen waren, hieß es für uns Umsteigen und Vereinigung mit Bernd K. - also räumlich, nicht körperlich …
Unserem Wahl-Schwarzwälder war es glücklicherweise gelungen, ohne größere Probleme mit der Bahn in die Franken-Metropole zu gelangen. Dort bestiegen wir dann gemeinsam einen Regionalzug und eine knappe Stunde später kamen wir in Regensburg an, wo wir auf dem Bahnsteig bereits von Heiko H. erwartet wurden.
Die letzte Etappe stand dann unter dem Motto „Körperliche Ertüchtigung“, denn die finalen 1,5 km legten wir zu Fuß durch die Regensburger Innenstadt zurück, um dann nach der Überquerung der berühmten Steinernen Brücke zum „Sorat-Inselhotel“ zu gelangen - eine Unterkunft, dessen Lage man wohl als unsere bisher attraktivste Standortwahl bezeichnen kann, lag diese doch direkt an der Donau und bot zudem einen tollen Blick auf die Regensburger Altstadt-Skyline. Doch trotz all dieser geographischen und bauhistorischen Vorzüge: Absoluter Trumpf waren natürlich die beiden in nächster Nähe gelegenen Biergärten!
Nach dem Einchecken und dem Zimmerbezug starteten wir umgehend zu unserem Tagesprogramm, das da hieß: „Schifffahrt zur Walhalla“. Also wieder raus aus dem Hotel, rüber über die Steinerne Brücke und direkt zur unweit gelegenen Schiffsanlegestelle. Die Zeit bis zum In-See-Stechen überbrückten einige von Hunger getriebene mit dem Verzehr von „Bratwürstln“ der nebenan befindlichen historischen „Wurstkuchl“, der angeblich ältesten Bratwurstbraterei der Welt.
„Auf
nach Walhalla!“ - Weizenbiergenuss auf der Donau
Die anschließende Schifffahrt auf der „scheenen blauen Donau“ nach Donaustauf verbrachten wir bei Sonnenschein, tollen Ausblicken und Bier auf dem Sonnendeck. Bald schon erschien die Walhalla am Horizont - ein klassizistischer Ruhmestempel im Stil eines dorischen Peripteros nach dem Vorbild des Parthenons in Athen, den der bayrische König Ludwig I. vor annähernd 200 Jahren hoch über der Donau errichten ließ. Doch lassen wir diese bauhistorischen Fakten mal beiseite. Das gehört zur Allgemeinbildung und ist für euch deshalb sicherlich nichts Neues!
Nach der Ankunft an der Bootsanlegestelle stand dann der Aufstieg an. 358 Stufen galt es hierbei nach oben zu erklimmen - ein Unterfangen, bei welchem unser Teilnehmerfeld eine recht starke Überdehnung erfuhr. Der sportliche Ehrgeiz, die Stufen in passablem Tempo zu bewältigen, war nämlich nicht bei allen Kameraden gleich stark ausgeprägt.
Racer
vor seiner Schrebergartenhütte
Oben angekommen stand nun dreierlei an: die tolle Aussicht genießen, das mit Säulen gesäumte Bauwerk von außen bewundern und zu guter Letzt das Innere der Ruhmeshalle zu inspizieren, in welcher mit einer überaus großen Zahl an Marmorbüsten und Gedenktafeln bedeutender Persönlichkeiten „teutscher Zunge“ gedacht wird. Wir mussten allerdings feststellen, dass in dieser germanischen Ahnengalerie erhebliche Lücken existieren. So wird zwar einigen bedeutenden Gotenkönigen wie z.B. Theoderich, Totila oder Alarich, sowie Cheruskerfürst Hermann, dem alten Römerschreck, gedacht, nicht aber solch unbestrittenen Kapazitäten wie z.B. Karl Dall, Herbert Feuerstein, Udo Lindenberg, Michaela Schaffrath oder Walter Frosch! Nun ja, vielleicht ist da ja schon was in Planung und es wird fleißig an irgendwelchen Marmorblöcken rumgehämmert …
Gegen Ende unserer Exkursion ins Gebäudeinnere stellten wir mal wieder fest, dass zu viel Kultur durstig macht, und so suchten und fanden wir im Freien eine Ausschankstätte, an welcher wir uns zum Zwecke des Biergenusses niederließen.
Frei
nach einem alten Filmklassiker: „Die Drei von der Saugstelle“
Als dann das Ende unseres Aufenthaltes nahte, stand dann der Abstieg an! Fans vom 1. FC Nürnberg, Arminia Bielefeld oder auch Schalke 04 werden bei diesem Begriff jetzt sicher erstmal zusammenzucken, allerdings ist hier eine weniger leidvolle Variante gemeint, nämlich das Hinabsteigen der gigantischen Walhalla-Treppe hinunter zum Bootshafen.
Dort unten hieß es dann wieder „Rauf aufs Schiff“ und „Rauf aufs Oberdeck“, um die Donauroute bei einem Gerstenkaltgetränk nun in der Gegenrichtung zu genießen.
Nach unserer Rückkehr suchten wir zunächst einen der beiden Biergärten neben dem Hotel, und zwar die „Alte Linde“, auf. Wir hatten schließlich lange nichts mehr getrunken … Hier stieß dann auch unser Freund Heiko hinzu, der zuvor einen dienstlichen Online-Termin im Hotelzimmer absolviert hatte. Er war von uns auch beauftragt worden, ein Lokal für das Abendessen zu reservieren. Diesbezüglich meldete er Vollzug und teilte mit, dass wir des Abends im Restaurant „Dicker Mann“ dinieren würden - eine Titulierung, die durchaus Hoffnungen auf üppige Portionen weckte.
Doch bevor wir uns auf den Weg machten, galt es, sich im Hotel für den Abend frisch zu machen. Dieser Vorgang artete bei Rainer allerdings in ein wahres Gemetzel aus, wollte er sich doch noch geschwind mit einem Einwegrasierer (die Dinger sind eh scheiße!) seiner üppig wuchernden Gesichtsbehaarung entledigen - ein Vorhaben, das eigentlich schon morgens auf dem Plan stand, dann aber wegen der plötzlichen Aufbruchs-Hektik ausfallen musste (wir berichteten). Dass dies tatsächlich „geschwind“ geschah und dabei der Sicherheitsaspekt ein Stück weit außer Acht gelassen wurde, offenbarte sich uns, als Rainer in Folge eines wahren Blutbades schwer gesichtsverwundet aus dem Zimmer kam und uns somit mehr oder weniger traumatisierte, erstaunte oder auch belustigte - je nachdem, wie man psychisch so gestrickt ist.
Danach ging es zu Fuß in die Altstadt zum „Dicken Mann“, wo uns ein lauschiges Plätzchen im Hinterhof unter einem großen Sonnenschirm zugewiesen wurde. Wir speisten gut und verließen nach vollständiger Sättigung das Lokal, ohne jedoch den dicken Mann gesehen zu haben … Dann spazierten wir noch eine Weile planlos durch die Innenstadtgassen, bis wir schließlich an der Palletti-Bar noch einen Absacker zu uns nahmen und anschließend zwecks Nachtruhe zum Hotel zurückkehrten.
Am nächsten Morgen hatten wir uns für 9:30 Uhr zum Frühstück verabredet. Für viele ist das bei Hotelaufenthalten schon ein erstes Tages-Highlight. Dies galt wohl auch für ein Vielzahl anderer Hotelgäste, denn der Frühstücksraum war so stark frequentiert, dass wir gerade noch Platz an zwei Tischen fanden.
Gruppenbild
über der Donau und vor dem Dom
Bei tollem Spätsommerwetter starteten wir dann den kulturellen Programm-Part des Tages, der da hieß „Besichtigung der Altstadt“ - im Gegensatz zum Vorabend nun im Hellen. Natürlich kam man dabei nicht drum herum, mal einen Blick auf und in den Regensburger Dom zu werfen. Schließlich bezahlen wir für dessen Unterhaltung durch Vater Staat ja alle mit - egal, ob wir wollen oder nicht, was einem als Nichtkirchenmitglied durchaus die Zornesröte ins Gesicht treiben kann. Aber wir wollen hier kein Kirchen-Bashing betreiben, schließlich hat sie auch viel Gutes getan! So hatte sich zum Beispiel gerade hier in Regensburg Papst Benedikts Bruder Georg Ratzinger in seiner Funktion als Domkapellmeister geradezu rührend um seine Chorknaben bei den Regensburger Domspatzen gekümmert, wie in jüngster Vergangenheit zu lesen war … Also nahmen wir den gotischen Sakralbau in Augenschein und kamen wie schon so oft bei solchen Besichtigungen zu dem Urteil „Bautechnisch imposant, Entstehungsgeschichte fragwürdig“.
Im Anschluss spazierten wir weiter durch die Altstadt, über mehrere Brücken, von denen es in Regensburg so einige gibt, und gelangten schlussendlich zum „Spitalgarten“, dem anderen in unmittelbarer Hotelnähe gelegenen Biergarten. Bereits aus der Ferne vernehmbare Blasmusik stimmte uns darauf ein, dass dort größere Menschenmengen anzutreffen waren und so mussten wir all unser Geschick aufbringen, um einen genehmen Sitzplatz zu ergattern. Ja, dieser war sogar sehr genehm, saßen wir doch direkt an der Außenmauer mit wunderbarem Blick auf einen Donau-Seitenarm, die Altstadt und die Steinerne Brücke. Außerdem waren wir weit genug von der Blasmusikkapelle entfernt, so dass deren Getröte akustisch noch einigermaßen erträglich war.
Zufälligerweise war inzwischen Mittag, weshalb wir beschlossen, das gleichnamige Essen zu uns zu nehmen. Und so dauerte es nicht lange, bis außer dem hauseigenen Gerstengebräu (nach Aussagen vieler das bisher beste Bier der Tour) auch noch Weißwürste und andere landestypische Speisen den Weg auf den Tisch und von dort in unsere Mägen gefunden hatten. Als weiteres „Must-have“ aus Faßbierfreunde-Sicht erwies sich das „Spital-Bierbrettl“ - ein Holzbrettchen, auf welchem vier kleine Biere in den Sorten „Helles“, „Dunkles“, „Weizen“ und „Spezial“ gereicht wurden. Da ließ sich sogar unser Stammtisch-Asket Racer nicht zweimal bitten und orderte sogar zwei von diesen Bierbrettchen.
Faßbierfreunde
fotografieren und posten nicht ihr Essen, sondern ihr Bier!
Nach dem dortigen Aufenthalt galt es wieder, sich ein wenig die Füße zu vertreten und infolgedessen steuerten wir die „Dult“ an. Dies ist ein großes Volksfest im Stile des Erbacher Wiesenmarktes mit einer Vielzahl an Verkaufsständen und Fahrgeschäften in Kategorien von „gediegen“ bis „fulminant“. Für unsereiner war da allerdings nichts dabei. Das lag zum einen daran, dass wir in normalen Kinderkarussell-Fahrzeugen unsere langen Haxen nicht mehr so recht unterbringen können und die Kniescheiben dann bis etwa in Höhe unserer Ohren emporragen würden. Zum anderen wäre das Fahren mit einer „Wilden Maus“ oder einem anderen magenverrenkenden Gefährt aufgrund unseres vorherigen Bierkonsums durchaus risikobehaftet gewesen. Und so war das Einzige, was wir auf dem Festgelände wieder verkonsumierten, eine Runde von Letzterem.
Autoscooter
auf der „Dult“ - schade, Chips sind alle!
Nach dem Festbesuch ging es dann wieder zurück zu unserem Hotel und die restliche Zeit bis zum Abendessen stand den Reiseteilnehmern dann zur freien Verfügung. Während der eine diese im eigentlich straffen Tagesprogramm freie Zeit zum Shoppen (engl. für „Einkaufen“) nutzte, entschied sich der Großteil der Reisegruppe, am hoteleigenen Freisitz direkt am Donauufer noch ein Bierchen zu trinken (wie originell …).
Für das Abendessen hatten wir dann in der Gaststätte „Gravenreuther“ reserviert. Trotz der Tatsache, dass wir am Vorabend dort vorbeigelaufen waren und durchaus in der Bedienung moderner Ortungsgeräte, wie z.B. Google-Maps, geübt sind, hatten wir im Wirrwarr des Regensburger Altstadt-Labyrinths Probleme, pünktlich dort eintreffen. Ob die Einnahme bewusstseinstrübender Substanzen über den Tag hinweg hierbei eine Rolle gespielt hatte? Wer weiß das schon … Jedenfalls kamen wir leicht verspätet dort an, konnten aber dennoch unsere reservierten Plätze im Lokal und nach einiger Zeit auch unser Abendmahl einnehmen. Fazit? Beim „Dicken Mann“ am Vorabend war’s besser!
Danach galt es dann, die Kneipenszene zu erkunden. Zunächst kehrten wir in der Studentenkneipe „Hinterhaus“ ein. Beim Anblick des überaus jungen Publikums dort wurde uns Gewahr, dass unsere eigene Studentenzeit nun doch schon einige Jahre zurückliegt … ok, der Begriff „Jahre“ ist hier etwas irreführend, „Jahrzehnte“ trifft die Sache da schon eher ☹️
Dann ging es ins gerade nebenan gelegene „Mono“. Der Grund unseres Betretens war ein junger Geiger, der unsere Aufmerksamkeit dadurch geweckt hatte, dass er, auf der Theke stehend, zur im Lokal laufenden Pop- und Rockmusik seine Fiedel spielte - sehr zur Begeisterung der umherstehenden Kneipengäste. Wir platzierten uns ganz in der Nähe jenes Geschehens, um die Darbietung besser beobachten zu können. Seltsam war, dass der Musikant uns die ganze Zeit den Rücken zu kehrte. Wenn er berühmt werden möchte, sollte er diese Scheu gegenüber Publikum vielleicht besser ablegen. Nachdem wir jeweils eine Runde Tequila und Cuba Libre zu uns genommen hatten, verließen wir den Laden wieder … ja, wir hatten dem Bierkonsum abgeschworen! Wenn man den ganzen Tag über welches trinkt, ist - im wahrsten Sinne des Wortes - das Maß irgendwann voll und man steigt auf Getränkealternativen um.
Die weitere Route führte dann unweigerlich zurück Richtung Hotel, doch kurz vor der Steinernen Brücke drang noch Live-Musik aus dem dortigen Pub „Irish Harp“ in unsere Ohren. Und so geschah es, dass sich die Gruppe entzweite. Während Bernd, Heiko und Alex sich ins Innere des Lokals begaben, ging der Rest auf direktem Wege zurück ins Hotel.
Im Inneren des Lokals herrschte eine feuchtwarme, ja fast dschungelähnliche Atmosphäre, so dass es unser erstes Bestreben war, uns unserer Jacken zu entledigen. Als nächstes stand dann direkt die Getränkeorder an - bei der Hitze da drin musste man ja unbedingt was trinken! In der Folgezeit lauschten wir den durchaus anhörenswerten Klängen einer aufspielenden Akustik-Band, bestehend aus zwei Gitarristen und einer Sängerin, allesamt noch recht jungen Semesters. Dass die drei auch mit Songs aus unserer Jugend überzeugen konnten, wurde von uns wohlwollend zur Kenntnis genommen. So konnten wir uns an Stücken von Journey (Don’t Stop Believin’) und Toto (Africa) erfreuen - allesamt Werke, die zweifelsohne weit vor der Geburt der drei jungen Künstler entstanden sind. Das ist ungefähr so, als wenn wir am Stammtisch Lieder von den Comedian Harmonists, wie z.B. „Vroni, de Frühling kimmt!“, singen würden.
Gegen 1 Uhr in der Nacht war der Auftritt dann beendet und wir kehrten ebenfalls zum Hotel zurück.
Am nächsten Morgen - es war unser Abreisetag - trafen wir uns alle wieder traditionell um 9:30 Uhr zum Frühstück. Danach galt es dann, zu packen und Abreisefähigkeit herzustellen. Im Zuge dessen wurden dann Größenvergleiche angestellt. Bevor jetzt aber jemand auf falsche Gedanken kommt und sich hierbei an einen amüsanten J.B.O.-Klassiker erinnert fühlt, sei zur Klarstellung gesagt, dass es hier eher um die stark unterschiedlichen Grundflächen unserer Hotelzimmer ging. Heiko hatte nämlich festgestellt, dass das Zimmer von Rainer und Alex viel größer war, als die Räumlichkeiten aller anderen Kameraden. Da die beiden in den vorherigen Tagen auf einen Stubenappell verzichtet hatten, war ihnen dies nicht bewusst gewesen. Wohl aber waren sie der Auffassung, dass ihnen als gottgewollten, allmächtigen Reiseleitungsmitgliedern eine solche Suite natürlich zustehen würde. Allerdings gaben sie auch zu bedenken, dass in solch weitläufigen Gemächern der nächtliche Weg zum Wasserlassen in der Toilette sich doch unangenehm in die Länge ziehen kann. Vor allem, wenn zu diesem Zwecke keine Tretroller oder Segways zur Verfügung gestellt werden …
Einige werden sich nun fragen, warum Heiko die Flächendiskrepanzen überhaupt festgestellt hat. Was schnüffelt der denn überhaupt in den Zimmern der anderen rum? Der Grund hierfür war der, dass sich bei Heiko die morgendliche Notdurft ankündigte, das Badezimmer aber von seinem Zimmerkollegen Racer zum Zwecke der Morgentoilette etwas ausgiebiger in Beschlag genommen wurde. Da zeigte sich wohl, dass Racer zuhause mit drei Wesen weiblichen Geschlechts unter einem Dach lebt - einer Spezies, die für Verrichtungen im Badezimmer in aller Regel etwas länger braucht und deren Verhaltensweisen Racer wohl übernommen hat ;-)
Jedenfalls wurde bei Heiko der Druck so groß, dass er bei den beiden Vorständen um WC-Asyl bat, welches ihm auch umgehend gewährt wurde. Sie navigierten ihren schwer gepeinigten, gekrümmt umherlaufenden Kameraden durch ihre Räume zur stillen Örtlichkeit, wo er den Dingen freien Lauf lassen konnte.
Der eine oder andere Leser wird sich nun fragen, wieso die beiden Kameraden so viel Leichtsinn an den Tag legen konnten, drohte durch diesen Ausscheidungsvorgang doch eine lang anhaltende Verseuchung der dortigen Umgebung … man weiß ja: Die eigene Schei… kann man noch am besten riechen!
Derartige Sorgen waren aber unbegründet! Zum einen hatten die beiden getrennte Räume für Toilette einerseits und Dusche bzw. Waschgelegenheiten andererseits - es war halt eine Suite! Zum anderen saß man sowieso auf gepackten Koffern, Reisetaschen, Rucksäcken oder was auch immer und verließ nach Heikos Spontangewichtsverlust umgehend den Ort des schrecklichen Geschehens. Ein gewisses Mitgefühl entwickelte man jedoch für die Zimmerreinigungsfachkraft, welche sich, am besten unter ABC-Vollschutz, in dieses nun lebensfeindlich gewordene Areal wagen musste, um die erforderlichen Dekontaminierungsarbeiten vorzunehmen.
Drohnenfoto
auf der Steinernen Brücke mit unserem Hotel am rechten Bildrand …
…
und aus der Gegenrichtung: Blick aus
unserem Hotel - „Best Aussicht ever!“
Am späten Vormittag galt es dann, aus dem Hotel auszuchecken und den Fußweg zum Bahnhof anzutreten. Dort angekommen verstauten wir unser Gepäck im Schließfach und begaben uns zum „Kneitinger-Biergarten“, um dort etwas zu Mittag zu essen und vor allem, um die Zeit bis zu unserer Abreise totzuschlagen. Rainer war dann der Erste, der die Gruppe verließ. Er hatte am Folgetag einen dienstlichen Termin in Berlin und fuhr deshalb direkt dorthin. Ebenso klinkte sich Bernd etwas früher aus, um seine Bahn-Odyssee in den Schwarzwald zu starten.
Der Rest der Reisegruppe begab sich dann nochmal in die Innenstadt und verbrachte die restliche Zeit bis zur Heimfahrt in einem Café. Besagte Heimfahrt verlief dann völlig geräusch- und problemlos, so dass wir pünktlich um 19 Uhr am Münsterer Ostbahnhof (Altheim) ankamen.
Unser Freund Bernd hatte da schon mit größeren Transferproblemen zu kämpfen, berichtete er uns doch schon mittags über seine angefahrenen Zwischenstationen, die da unter anderem München und Ulm hießen. Und als wir des Abends schon gemütlich auf der heimischen Wohnzimmercouch herumlümmelten, erreichten uns von Bernd noch Wasserstandsmeldungen bzgl. seines momentanen Aufenthalts. Als er dann schließlich um 23 Uhr zuhause ankam und diesbezüglich Vollzug in unsere Signal-Gruppe postete, hat dies so mancher gar nicht mehr live mitgelesen, da er sich schon zu Bette begeben hatte. Jedenfalls gebührt Bernd gehöriger Respekt, weil er Jahr für Jahr an unseren Fahrten teilnimmt und dafür jedes Mal einen ziemlich großen Reiseaufwand in Kauf nimmt!
So, das war er: der kurze Aufriss über unsere Regensburg-Fahrt. Mal sehen, was es im nächsten Jahr zu berichten gibt. Dann wird an dieser Stelle unser im diesjährigen Spätsommer anstehender Trip in unsere Namensvetterstadt nach Westfalen thematisiert.