Reise

 

Wodka und Bier

für den „Willinger Stier"!

 

Nachdem der vorletzte Stammtischausflug mangels Teilnahme ins Wasser fallen musste, beschloss man 2005 sich diesmal ausführlich vom Spaßurlauber Didi beraten zu lassen. Es dauerte nicht lange und unser Fun-Scout präsentierte uns seinen Vorschlag. „Lasst uns doch nach Willingen fahren!", so lautete sein Vorschlag. Hatte er doch schon einige Tage der Kurzweil in diversen Kurzurlauben in dem hessischen Städtchen verbracht, das durch die Sprungschanze und den „Stern" überregional bekannt sein dürfte.

Flugs wurde ein Termin festgelegt und die Buchung in Angriff genommen. Leider mussten wir fest stellen, dass wohl zum angepeilten Termin noch etliche Kegelbrüder und -schwestern dort absteigen wollten, denn die Preise zu denen die Zimmer feil geboten wurden, verschlugen uns die Sprache. Ein erneutes Nachfragen beim „Stern" ergab, dass man sich bei der Preisauskunft via E-Mail wohl vertan haben musste - die Zimmer seien an besagtem Wochenende noch teurer. „So nicht!" - „Nicht mit uns!", sagten wir uns einhellig, als wir dieser hässlichen Auswüchse des Kapitalismus gewahr wurden. Glücklicherweise hatte unser Organisationsteam noch eine Adresse parat, wo wir unser Haupt zu einem günstigeren Preis betten konnten und somit mehr Geld zum Konsumieren und Taxifahren zur Verfügung stand. Auch Horrorgeschichten über den bemitleidenswerten Zustand des Mobiliars in den anvisierten Unterkünften konnten uns nicht schrecken.

Gesagt - gebucht. Und so kam es, dass am 9. September eine Schar aus sechs Faßbierfreunden und zwei Gönnern nach Nordhessen aufbrach. Die Anreise erfolgte zeitversetzt in zwei Vierergruppen unter den martialischen Decknamen „Dönerspieß" und „Feuchtbiotop". Während die Einheit „Dönerspieß" noch auf die letzten Zauderer wartete, fuhr „Feuchtbiotop" schon mal an den Einsatzort.

Der Name unseres Domizils „Residenzpalast" implizierte etwas, was dann so doch nicht anzutreffen war. „Fuchs-und-Hase-Gute-Nacht-Platz" wäre wohl treffender gewesen, dachten wir uns, als wir uns immer weiter in den dichten Wald vortasteten. Selbst Mitfahrer, die diese Location schon bewohnt hatten, waren sich des rechten Weges unsicher, als wir Willingen-City und die Zivilisation wieder hinter uns gelassen hatten. Letztendlich befand sich dann aber doch am Ende des Weges unsere gebuchte Unterkunft und von verwahrlosten Polstermöbeln war keine Spur - alles war derweil neu renoviert. Einziger Wermutstropfen - der Kühlschrank war defekt! Aber das war so tragisch auch wieder nicht, hatten wir doch auf der Fahrt genügend vorgekühltes Bier verkonsumiert und waren uns ziemlich sicher, in den Willinger Kneipen gekühlten Gerstensaft anzutreffen.

Nach dem Eintreffen von „Dönerspieß" wurde geschwind noch eine Filmbesprechung durchgeführt und dann erfolgte der 30minütige Abstieg von der Anhöhe unserer Schlafstätte bis zum Willinger Zentrum. Zunächst einmal wurde eine Pizzeria angesteuert, um eine solide Grundlage für den weiteren Abend zu schaffen. Das nächste Ziel hieß „Willinger Brauhaus". Dort wurde dann ein 10 Liter Fass erworben, um erst mal den gröbsten Durst zu stillen. Um nicht dem Schlaf zum Opfer zu fallen, wurden Rufe nach einem taurinhaltigen Getränk laut. So gedopt, war es dann auch kein Problem, am frühen Morgen noch mal die Lokalität zu wechseln und das „Lift" aufzusuchen. (Allgemeiner Hinweis: Es ist nicht ratsam, sichtlich schwer angetrunkene und aggressive Fahrgäste mit lockeren Scherzen zu einem schnelleren Aussteigen zu bewegen.) Dort betätigte sich einer unserer Mitreisenden noch als persönlicher "Lift" und erhielt dafür auch sein spezielles "Dankeschön". Um 5 Uhr morgens hieß es aber auch dort „Schluss!" und es war an der Zeit, sich ins Freie zu stürzen und eines der begehrten Taxis abzugreifen.

Es scheint in Willingen mehrere „Residenz-Paläste" zu geben. Jedenfalls entsprach die zuerst angefahrene Adresse nicht dem Bild unserer Unterkunft, wie wir sie nur wenige Stunden zuvor verlassen hatten. Aber was soll's - Uhr genullt und weiter ging’s.

Zuhause angekommen marschierten die meisten schnurstracks zu ihrer Schlafstätte, während andere von unseren ostdeutschen Mitbewohnerinnen noch „Sex" angeboten bekamen - was aber nicht unbedingt das war, was man zunächst einmal als nahe liegend vermutet ... .

Am folgenden Morgen - so gegen 11 Uhr - fragte man sich wieder einmal: „Warum haben wir eigentlich Frühstück mitgebucht?" Nicht, dass keiner Hunger gehabt hätte, aber angesichts der Tatsache, dass dieses nur bis 10 Uhr eingenommen werden kann und kaum mehr einer in der Lage ist, die ganze Nacht bis zum Frühstück durchzumachen, sollte man sich für das nächste Mal Gedanken machen, ob man dieses Geld nicht besser einspart. So galt es erst einmal, sich zu stärken, und zwar mit Leberknödeln, Weißwürsten und Weißbier. Ausnahmen bestätigen die Regel - ein wohl ganz besonders durstiger Faßbierfreund ließ sich gleich eine Maß Export servieren (kann natürlich auch damit zusammenhängen, dass er bei der Bestellaufnahme abwesend war und seine Mitstreiter für ihn mitbestellt hatten). Vor einem Wolkenbruch Schutz suchend, kehrten wir dann in einer „Premiere-Kneipe" ein.

Während sich eine Gruppe für einen Saunabesuch abspaltete, beschloss der verbleibende Teil, eine Kirche aufzusuchen. Dass es sich dabei um ein zur Kneipe umfunktioniertes ehemaliges Gotteshaus handelte, kam uns dabei sehr gelegen. Danach gaben wir uns noch ein kurzes Stelldichein auf einem Straßenfest, um uns schließlich wieder am Ort unseres „Frühstücks" einzufinden und „Schonkost" zu uns zu nehmen. Die Heldentat, dass dabei die weibliche Bedienung durch uns vor penetranten Gästen errettet wurde, braucht hier nicht weiter breit getreten zu werden.

Aufgrund der positiven Erfahrungen des Vortages wurde nach dem Essen wieder das „Willinger Brauhaus" angesteuert. Obwohl dort wieder in großen Mengen taurinhaltige Getränke verabreicht wurden, kam es dann nach Mitternacht doch zu ersten Ausfallerscheinungen einiger Mitstreiter. Und da ja keiner ist wie der andere, trägt der eine diesem Umstand Rechnung, indem er das nächste Taxi besteigt und nach Hause fährt - der andere, indem er seinen Kumpanen noch die Bitte anträgt „Egal was passiert - nehmt mich noch mit ins Lift!" und dann ein Nickerchen am Tisch hält.

So kam es, dass eine doch sehr reduzierte Mannschaft in den frühen Morgenstunden den Ortswechsel anpeilte (Allgemeiner Hinweis: Es ist keine gute Idee, im angetrunkenen Zustand mit ausländischen Mitbürgern um ein Taxi zu streiten - vor allen Dingen, wenn diese in der Überzahl sind). Aufgrund des akuten Taximangels wurde auch die Option ins Auge gefasst, selbst zu fahren - diese wurde dann aber - Gott sei Dank - wieder verworfen, als sich endlich wieder ein Großraumtaxi näherte, das wir uns mit weiteren Transport-Aspiranten teilten. Der Bezahlvorgang zum Abschluss der Fahrt fiel dann unter die Rubrik „Feilschen im Vollrausch".

Bei der Heimfahrt dann wieder das Gleiche: Viel zu viele Leute - viel zu wenig Taxis. (Allgemeiner Hinweis: Auch wenn man endlich ein Taxi ergattert hat, sollte man trotzdem der Tatsache Gehör schenken, dass ein weiterer Mitfahrer den Kutscher mit 120 Euro dazu überredet hat, die Stadt Oldenburg anzusteuern.) Da es sich um den gleichen Taxifahrer wie am Vortag handelte, verläuft auch die Rückfahrt wie am Vortag - Fahrt zum falschen „Residenz-Palast", Uhr genullt, Fahrt zum richtigen „Residenz-Palast".

Am nächsten Morgen schafften es einige Fahrtteilnehmer sogar rechtzeitig zum Frühstücksraum. Gestärkt wurde die Rückreise angetreten, die - bis auf den ständig steigendenden Wasserpegel in einem der Transporter - wenig spektakulär verlief.

Alles in allem war es ein netter Ausflug, wobei einige Mitreisende feststellen mussten, dass zwei Tage erhöhter „Red Bull"-Konsum durchaus mehrere Tage nachwirken können - tja, man wird halt nicht jünger ...

 

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