Reise

Wenn das Wasser im Rhein

… blondes Bier wär' - ja dann müssten die Not leidenden Kölner Schankbetriebe ihre Kunden nicht bescheißen, indem sie die ohnehin schon kleinen Gläser nicht bis zum Eichstrich voll machen. Das „mer kennt sich - mer hilft sich" des Kölschen Klüngels scheint auch vor dem Eichamt nicht halt zu machen. Anders kann man sich diesen Betrug oder - wie der Fachmann sagt: „systematischen Unterschank" wohl kaum erklären.

Aber was wollte ich eigentlich berichten? Ach ja - von der FBF-Mehrtagesfahrt nach Köln.

Nachdem wir ja nun im Rahmen etlicher Junggesellenabschiede das ein oder andere Mal in Düsseldorf gewesen sind, sollten dieses Mal die linksrheinischen Alaaf-Schreier Ziel unserer Exkursion werden. Wie gewohnt wurden Ort und Termin der Fahrt ausgiebig diskutiert und über mehrere Iterationen demokratisch abgestimmt. Nach dieser Prozedur waren dann noch sieben Stammtischler sowie ein Gönner übrig, die mitfahren wollten. Als dann der Tag der Abreise nahte, fielen zwei davon einem Logistikproblem zum Opfer. Der eine schaffte es trotz verschiedenster Planspiele nicht, rechtzeitig in die Zivilisation zurück geflogen zu werden, der andere durfte sich am Tag der Abreise nicht aus dem nahen Einzugsbereich eines Fäkalienauffangbehälters entfernen, weil er wohl im Vorfeld seinen Verdauungsapparat ordentlich außer Rand und Band gebracht hatte. Der Rest der Mannschaft fand sich aber bei bester Laune im Bord-Bistro des ICs ein und sah auch keine Veranlassung, dieses vor dem Eintreffen in Köln wieder zu verlassen.

Nach einer regnerischen Fahrt erreichten wir das regnerische Köln und machten uns sogleich auf die Suche nach unserem Domizil, dem Maritim-Hotel. Ein feudaler Kasten mit feudalen Preisen - aber man gönnt sich ja sonst nichts! Nachdem wir gefühlte zwei Stunden mehreren Damen und Herren am Empfang klar zu machen versuchten, dass aufgrund von Dünnpfiff und anderen Ursachen wohl nur noch ein Reisender (und das auch erst am nächsten Tag) eintreffen würde, bezogen wir unsere Zimmer (die gar nicht so feudal waren, wie es der Preis hätte vermuten lassen können).

Dann ging es in die Stadt. Aufgrund des schlechten Wetters mussten wir den Kulturteil erst mal auf den nächsten Tag verschieben und suchten stattdessen Unterschlupf in Örtlichkeiten wie „Sidon", „Früh", usw., die vor dem Regen Schutz suchenden Stadtbummlern bereitwillig Unterschlupf gewähren und ihnen zur Stärkung Speisen und Getränke reichen.

Danach ging es in einen Zappelschuppen, in dem man sich davon überzeugen konnte, wie es der gemeine Rheinländer mit dem Rauchverbot hält. Er toleriert es, schert sich aber nicht drum. Nachdem unsere Klamotten genügend Rauch aufgenommen hatten zogen wir weiter in die nächste Lokalität. Kleiner Hinweis: Wenn man in Köln in eine Kneipe geht, an der außen eine bunt gestreifte Fahne hängt und aus der hauptsächlich Männer herauskommen, die sich teilweise an der Hand halten, dann wird man hier höchstwahrscheinlich nicht viele Frauen antreffen.

Um zu verhindern, dass die Ernährung, bestehend aus Schweinshaxen und Kölsch, nicht so einseitig und monokulturell ausfällt, gingen wir zur Abwechslung in ein Irish Pub und verzehrten zwischendurch (so gegen 2 Uhr nachts) noch einen Döner (mit extra scharf). Kaum noch durstig und rundum satt und mit leichtem Sodbrennen traten wir dann den Nachhauseweg in unser feudales Quartier an.

Den nächsten Tag begannen wir mit einem ausgiebigen Frühstück (außerhalb des Hotels - dort wäre das Frühstück extra feudal gewesen). So gegen jede Unterzuckerung gefeit machten wir uns auf, den Dom zu besichtigen. Unter dem gewaltigen Eindruck dieses gewaltigen Monumentes erkannten wir, dass wir in dieser Stadt wohl nichts weiter finden würden, was dieser Sehenswürdigkeit das Wasser hätte reichen können und beschlossen daher ehrfürchtig, es auf dieser Reise mit dem Kulturteil zu belassen und lieber einen Brauereiausschank aufzusuchen, um dort die gerade gewonnen Eindrücke ausgiebig zu erörtern. Nebenbei eine Warnung an alle zukünftigen Bauherren: Seht Euch mal den Kölner Dom von der Rückseite an. Ja genau! Da wo dieses sinnlose Geschnörkel von kleinen Türmchen ist! Das kommt dabei raus, wenn man seinem Architekten zusichert, er habe freie Hand und Geld spielt keine Rolle. Weil wir uns bei der Besichtigung des Domes wohl offensichtlich unterkühlt hatten und um keine Erkältung zu riskieren, waren wir mehr oder weniger gezwungen, unseren Platz im Außenbereich einer Gaststätte aufzugeben und die Hotel-Sauna aufzusuchen. Es versteht sich von selbst, dass in dem feudalen Hotel auch eine feudale Sauna mit inbegriffen war - inklusive Bademantel und Einweg-Hotel-Behelfsbadeschlappen (die weißen Dinger, die so aussehen als wären sie aus Plüsch).Wir kleideten uns zunächst auf unseren Zimmern in unser maritimes Weiß ein und machten uns dann, quer durchs Hotel, auf die Suche nach der Sauna. Als wir in diesem Outfit uniform durch eine in der Hotelhalle wartende Hochzeitsgesellschaft tippelten, konnten es sich einige nicht verkneifen, uns gegenüber leicht spöttische Äußerungen bezüglich unseres Auftretens zu machen. Doch was soll's - uns kennt da ja eh keiner.

Nachdem wir mit mehreren Aufgüssen unserem Immunsystem etwas Gutes getan hatten, wollten wir mit unserem Verdauungssystem genauso verfahren und zogen wieder los zwecks Nahrungsaufnahme. Bei unserem weiteren Zug durch diverse Kneipen mussten wir feststellen, dass hier wohl nicht nur mit dem Eichamt heftig geklüngelt wird, sondern auch mit dem Ordnungsamt und der Bauaufsicht (ich sag nur „maximal zulässige Besucherzahl" und „Brandschutz"). Nun ja - es ist ja nix passiert - und so traten wir dann alle irgendwann wohlbehalten den Rückweg ins Hotel und dann am nächsten Tag die Heimreise an. Fazit - schee war's!

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