Geschichte

Maitour 2021 nach Schaafheim -
aller guten Dinge sind drei!


Als wir unsere Maitour 2020 - also die vor zwei Jahren nach Dreieichenhain - wegen der Corona-Pandemie in den Sommer verschieben mussten, dachten wir alle, dass das sicher ein einmaliger Vorgang bleiben würde und der Spuk im darauffolgenden Jahr bestimmt vorbei wäre…
Pustekuchen, zwölf Monate später war „the same procedure as last year“ angesagt! Der lange Schatten von Corona war immer noch präsent und an eine traditionelle Maitour zu Beginn des Wonnemonats war nicht zu denken. Also mussten wir erneut umplanen und verschoben unsere Tour wieder in den Sommer, welcher uns aus Pandemiesicht annehmbare Rahmenbedingungen hierfür bot. Gewünschte Anforderung unsererseits war, dass wir geimpft oder getestet im Freien bzw. notfalls auch im Innenbereich eines Gastronomiebetriebes Platz nehmen können. Ende Juni, genauer gesagt am 27. des Monats, waren diese Bedingungen erfüllt, sodass sich 11 Stammtischnasen des morgens bei Kamerad Rainer R. treffen konnten. Diejenigen, die nicht da waren, fehlten aus den unterschiedlichsten Gründen, wie z.B. wegen Urlaub, Corona-Beschränkungen, Tagesablaufharmonisierungsproblemen, Hausarrest oder Lustlosigkeit.


Erste Runde zur frühen Stunde


Nach gestilltem Durst gibt’s weiße Wurst

Wie im Jahr zuvor waren die Wetterbedingungen prächtig. Die Sonne lachte vom Himmel und Temperaturen zwischen 20 Grad (morgens) und 27 Grad (mittags) erfreuten unser Herz so sehr, dass einige sinnierten, man könne doch die Maitour dauerhaft in den Sommer verlegen. Vergangene Touren am 1. Mai, die wir mit Handschuhen und wärmenden Kopfbedeckungen durch die Gegend radelnd bestritten, seien hierfür doch auch ein Argument. Doch so verlockend die Wetterperspektive auch sein möge: Wir als Inbegriff des Traditionsbewusstseins werden bestimmt immer am 1. Mai als Tourtermin festhalten!
Doch nun zurück zum eigentlichen Tagesgeschehen, welches mit frischem Fassbier und - wie im Vorjahr - einem vom Hausherren Rainer gestifteten Weißwurstfrühstück zünftig eingeläutet wurde. Unser etatmäßiger Schokolieferant Heiko H. traf dann etatmäßig verspätet am Treffpunkt ein und teilte zunächst in einer persönlichen Erklärung mit,
dass die für ihn im tagesaktuellen Maitourheft verwendete Zuschreibung „Schokoladenonkel“ aufgrund der negativen Bedeutung dieses Begriffes seines Erachtens etwas unglücklich gewählt sei, weil er schließlich niemandem von uns etwas antun möchte. Im Anschluss daran überraschte er uns in zweierlei Hinsicht. Zum einen beschenkte er uns mit einer 1 kg-Monster-Tafel „Ritter Sport Vollnuss“, die von uns alsbald verspeist wurde - keine Ahnung, wo er die wieder aufgetrieben hatte. Nachträgliche Recherchen im Internet brachten keinerlei Erkenntnisgewinn hinsichtlich Erwerbsmöglichkeiten geschweige denn der Existenz dieses Produktes. Wahrscheinlich handelte es sich um eine Sonderpressung…die „Blaue Mauritius“ unter den Schokoladentafeln - und wir haben sie in Nullkommanix gefressen!

Aufmerksame Leser dürften sich trotz dieser Abschweifungen noch daran erinnern, dass Heiko noch eine Überraschung für uns parat hatte. Hierzu forderte er uns auf, mit ihm zur Vorderseite des Hauses zu kommen. Dort auf Rainers englischem Zierrasen hatte er in filigraner Tüftelei große Mengen an Kinder-Riegeln derart auf dem stattlichen Grün angeordnet, dass des Lesens mächtige Kameraden - also mutmaßlich alle - den Schriftzug „FBF 87“ entziffern konnten. Offenbar war das zeitaufwendige Gestalten dieser Süßwarenkunst auch der Grund für Heikos Verspätung. Jedenfalls waren alle zu Tränen gerührt, was sie aber nicht davon abhielt, kurz darauf wie die Berserker über die auf dem Boden verteilten Schokoriegel herzufallen und diese nach der Rückkehr zu unserem Sitzplatz zu verzehren.

Ja, das sind die besonderen Momente, die unseren Stammtisch so auszeichnen. Genauso wie all’ die vertrauten Rituale, die das gemeinsame (Er)leben unserer Gemeinschaft insbesondere an der Maitour so besonders machen und schon seit Jahren so angenehm gestalten: Das gestiftete Frühstück, die Schokoladen- und Bierspenden, die ohrenbetörende, hardrockende Beschallung oder einfach nur unsere treue Seele Jochen, der regelmäßig zumindest vor dem Tour-Aufbruch seine Aufwartung macht, um wenigstens mit uns gemeinsam zu frühstücken.
Eine Entwicklung, die unsererseits allerdings mit Sorge betrachtet wird, ist die Tatsache, dass zwei nicht namentlich genannte Kameraden ihr eigenes alkoholfreies Bier zum Verzehr mitgebracht hatten. Diese nüchternen Aussichten sorgten für allgemeine Ernüchterung, waren die beiden in vorangegangenen Jahren doch wechselweise die Haupt-Fahrten-Attraktion, was das Trunkenheitslevel anging. In der Vergangenheit hatten wir die Einnahme solcher bewusstseinserhaltenden Substanzen in unserer Stammtischsatzung geächtet. Doch Liberalisierungsbestrebungen in den 90er Jahren führten zum Streichen des entsprechenden Verbotes - wohl auch, weil kaum jemand ernsthaft daran dachte, dass irgendeiner aus unseren Reihen jemals diesen „Getränken“ verfallen könne. Das unerfreuliche Ausnutzen dieser Lockerung zeigt mal wieder, dass zu viel Gutmütigkeit oft ausgenutzt wird. Mal sehen, wie die Stammtischgesetzgebung in Zukunft mit dieser Problematik umgehen wird.
Doch genug nun der erneuten Abschweiferei und zurück zum eigentlichen Geschehen. Pünktlich um 12 Uhr bestiegen wir unsere Fahrräder, um Richtung Schaafheim zu starten, welches wir zum insgesamt dritten Male als Zielort ausgewählt hatten - so viel zur Überschrift dieses Berichtes.
Erstmals waren wir im Jahre 1990 dort zugange. Das war damals, als wir uns noch an Gewässern niederließen - in diesem Falle an einem solchen hinter dem dortigen Freibad - und Michael B. beim Volleyballspielen von einem durch den vorigen Sturm „Wiebke“ gefällten Baumstamm herunter plumpste. Das Ergebnis war ein enorm dicker Fuß, welcher nahezu das Volumen eines solchen Volleyballes hatte und auf der Rückfahrt Abschleppmaßnahmen erforderlich machte.
Unser zweiter Aufenthalt in Schaafheim war dann im Jahre 2009, als wir im „Racing House“ am legendären Odenwaldring (Formel 1-Fans werden sich sicherlich nicht erinnern) einkehrten. Zentrales Thema war damals neben dem Verzehr großflächiger Schnitzel auch der wagemutige Genuss eines Gebräus mit der furchteinflößenden Bezeichnung „Jägermeister des Todes“. Der Name war jedenfalls Programm, denn die Kameraden, die diesen Cocktail genossen, waren danach zwar nicht tot, wohl aber ab dann in einem ähnlichen, eher zombiehaften Zustand gefangen.
Ich, der Autor dieser Zeilen, war einer der wenigen, die dem Genuss dieses Trunkes entsagten, weshalb ich noch heute zu der Situation, quasi als Außenstehender, glaubwürdige Augenzeugenschilderungen machen kann. Grund hierfür war eine gewisse Trinkhemmung meinerseits, da für jene Tage die Geburt meines jüngsten Sohnes prognostiziert war und ich somit in gewisser Weise auf Abruf stand. Glücklicherweise ließ er sich mit seiner Geburt noch zwei Tage Zeit. Andernfalls hätte das für mich nämlich einschneidende Konsequenzen gehabt: Ich wäre an seinem Geburtstag nie zuhause gewesen…
Jetzt bin ich schon wieder abgeschweift…wo sind wir stehengeblieben? Ach so! Wir bestiegen um 12 Uhr unsere Räder, von denen dieses Mal zwei motorisiert waren. Dies bedeutet einen Zuwachs von 100% gegenüber dem Vorjahr - eine Entwicklung, die wohl nicht aufzuhalten ist.
Ebenfalls technisiert war das Fahrrad unseres Kameraden Zek, der einen portablen Lautsprecher am Lenkrad befestigt hatte und uns in der Folge mit absolut stammtischkonformer Rockmussig im Sinne von § 2 Satz 2 unserer Satzung beschallte. Einige Kameraden scharten sich während der Fahrt deshalb in auffälliger Weise um ihn herum und gaben ihm quasi Geleitschutz. Also wie die Hühner um den Hahn oder - noch besser - wie die Schmeißfliegen
1) um den Scheißhaufen, um noch einige andere Metaphern zu bedienen.
1) hochdeutsch für: “Schmaaßmigge”


Bernd! Halt emal die Kapp‘ fest!“
Ich kann net! Ich halt gerad‘ e Pfingstfest!“

Die Route führte über Altheim, Harpertshausen und Langstadt Richtung Schaafheim. Am Waldesrand begehrten einige dürstende Gesellen aufgrund einer unbesetzten Ruhebank Backbord voraus eine Bierpause. Reiseleiter Racer wies dieses Ansinnen jedoch mit dem Hinweis zurück, dass man hier in der prallen Sonne sitze und deshalb lieber Station in einer in 500 Metern Entfernung gelegenen Waldschutzhütte machen solle.
So weit, so gut…als wir an besagter Schutzhütte ankamen, mussten wir feststellen, dass diese von zwei Rentnerpärchen in Beschlag genommen war. Diese ließen sich auch durch unsere Musikbeschallung nicht vertreiben. Bei den heutigen Ruheständlern weiß man ohnehin nicht mehr so genau, ob man sie mit Rockmusik erschrecken kann. Vielleicht haben sie ja ihre Jahrzehnte zurückliegende Jugend auf Deep Purple-, Led Zeppelin- oder Black Sabbath-Konzerten verbracht und fühlten sich nun nostalgisch berührt. Uns blieb also nichts anderes übrig, als unser 5-Liter-Fässchen, auf einem Fahrradgepäckträger platziert, anzuzapfen und diese Trinkpause auf dem Waldweg zu verbringen - in der Sonne stehend. Dass die Senioren irgendwann dann des Müßigganges überdrüssig waren, weiterfuhren und wir doch noch in der Hütte Platz nehmen konnten, soll hier nur als Randnotiz dienen.


Rast in der Schutzhütte vor Schaafheim

Auch wir fuhren dann irgendwann weiter, kamen PÜNKTLICH um 13.30 Uhr in unserem Ziellokal „La Casa“ an und nahmen an unserem reservierten sonnenbeschirmten Tisch mitten im dortigen Biergarten Platz. Wir verbrachten dort ziemlich genau vier Stunden bei gezapftem Bier und guten Speisen - schließlich gab es dort laut Speisekarte „Bestes vom Fleisch“. Alles in allem war der Aufenthalt dort sehr angenehm und kurzweilig. Nur in der dortigen Toilette stank es etwas, da halfen auch die Corona-Schutzmasken nicht!


Ein Prosit der Gemütlichkeit im „La Casa“ in Schaafheim

Um 17.30 Uhr brachen wir dann zur Rückfahrt auf, die uns der Abwechslung halber über Babenhausen und Sickenhofen nach Hergershausen führte. Dort ließen wir es uns nicht nehmen, in der Langfeldsmühle nochmal einen Zwischenstopp einzulegen. Als wir vom Fahrradabstellplatz Richtung Innenhof liefen, hatte uns wohl ein kleiner Junge beobachtet und da er wohl bereits des Lesens mächtig war, hatte er die Aufdrucke auf unserer Bekleidung und unseren Mützen registriert. Ehrfurchtsvoll rief er seiner Mutter zu: „Die kommen aus Münster! Das sind die Faßbierfreunde!“
Was sollte diese Aussage nun für uns bedeuten? Sind wir jetzt schon so legendär wie die 7 Samurai? In unseren Ohren klang das, wie wenn jemand sagt:
„Schau, da kommt die Fußball-Nationalmannschaft!“. Vielleicht haben wir uns aber auch nur getäuscht und der Knirps hielt uns eher für Tasmania Berlin…


In der Langfeldsmühle in Hergershausen –
leider hat Racers Lockenpracht nicht mehr auf’s Bild gepasst!

Wir tranken dann nur eine Runde Bier in der Langfeldsmühle, weil der Tag schon recht weit vorangeschritten war. Durch die Hergershäuser Wiesen ging es dann zurück nach Münster, wo wir gegen 20 Uhr bei Rainer eintrafen. Der Tag war also schon weit vorangeschritten, weshalb sich auch wieder Hungergefühle breit machten. Umso entsetzter waren wir, als uns nach Aufgabe unserer Pizza-Bestellung bei McDöner mitgeteilt wurde, dass die Lieferzeit eine Stunde betragen würde. Es hieß also, noch länger hungern! Letzten Endes mussten wir sogar 75 Minuten darauf warten, bis der Lieferant zum Ende der Borkumer Straße getuckert kam. Unter Außerachtlassung aller guten Sitten fielen wir über die gelieferten Mafiatorten her und die beiden auf Vorschlag von Alexander P. mitgelieferten scharfen Lahmacuns aßen wir ebenfalls wie die Barbaren nur mit den Fingern. Das Besorgen von Tellern und Bestecken wäre in unserer Hungerlage allenfalls Zeitverschwendung gewesen. Geschmeckt hat es trotzdem!
Nach einem anschließenden Verdauungs- und Abschiedstrunk begaben sich die letzten verbliebenen Kameraden dann erschöpft, aber um viele positive Eindrücke reicher, auf den Heimweg.


Hört man hier gerade „Atemlos“ von Helene Fischer?
Gott bewahre!
Eher „Breathless“ von Dio!


PREVIEW       HOME       NEXT