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Maitour
2023 nach Erzhausen -
„Wo
ist Piechaczek?“
Falls sich bei der obigen Frage irgendjemand an den legendären, während den Olympischen Winterspielen 1980 in Lake Placid vom ZDF-Reporter Bruno Moravetz inflationär getätigten Ausspruch „Wo ist Behle?“ erinnert fühlt: Das ist Absicht! Denn genauso wie der damals auf der Ski-Langlaufpiste vermisste Jochen Behle, erschien auch unser Kamerad Alexander P. nicht da, wo man ihn eigentlich erwartete, nämlich bei Rainer in der Borkumer Straße.
Doch was war der Grund für diesen bedauernswerten Umstand? Wenn die Erklärung hierfür kurz ausfallen soll, würden wir nun sagen: „Ausufernde Vorabendaktivitäten“. Da wir aber nicht gerade für kurze Ausführungen bekannt sind, kommt hier nun die Maxi-Version!
Als einige Tage vor unserer letztjährigen Maitour über die Stammtisch-WhatsApp-Gruppe die Nachricht verbreitet wurde, dass am Vorabend des Maifeiertages auf dem Dieburger Braunwarth-Anwesen die Band „s.a.l. - scheissaufleise“ mit rockigen Klängen aufspielen würde, erweckte dies in unseren Reihen reges Interesse. Es wurden Erinnerungen wach an jene Zeiten, als man sich regelmäßig am 30. April ins Münsterer Freizeitzentrum aufmachte, um beim „Rock in den Mai“ der SG Promillestaffel für die Maitour am Folgetag vorzuglühen. Dass hierbei das eine oder andere Mal so sehr vorgeglüht wurde, dass sämtliche Glühfäden durchgebrannt sind, ist den damals Beteiligten sicher heute noch im Gedächtnis.
Erwähnt sei hier exemplarisch der Fall eines im Jahre 1997 noch blutjungen Nachwuchs-Faßbierfreundes, der abends zünftig über den Durst trank, am Folgetag bei der Maitour während der Rast an gleicher Stätte ebenso zünftig ins Gebüsch kübelte und dann auf halber Strecke die Segel strich und nach Hause fuhr, was gleichbedeutend war mit der Nicht-Teilnahme an seiner eigentlich ersten Maitour.
Dieses Ereignis mag den eher Besonnenen in unseren Stammtischreihen - oder anders gesagt: der Reiseleitung - im vergangenen Jahr in den Sinn gekommen sein, als sie die potenziellen Besucher des Braunwarth-Events warnten, wegen der bevorstehenden Maitour dort doch nicht zu viel zu trinken und man sich insofern nicht wie unerfahrene Teenager verhalten solle.
An besagtem Abend hielten sich die meisten an die weisen Ratschläge der Stammtischoberen. Nur unser Freund Zek hatte sich nicht unter Kontrolle und ließ sein Heimspiel in Dieburg derart eskalieren, dass er sich am darauffolgenden Morgen nicht in der Lage sah, zur Maitour zu erscheinen, was er uns reumütig per WhatsApp-Botschaft mitteilte. Somit wäre die in der Überschrift enthaltene Frage nach dem damaligen Verbleib von Zek geklärt!
Abgesehen von diesem ungeplanten Ausfall war noch die urlaubsbedingte Abwesenheit von Stammtisch-Urgestein Michael B. zu verzeichnen. Dass dieser in Sevilla am 1. Mai von einer Covid-Infektion heimgesucht wurde, war für ihn sicher sehr ärgerlich. Schlimmer wäre es allerdings gewesen, wenn er NICHT im Urlaub gewesen und coronabedingt an der Maitourteilnahme gehindert gewesen wäre.
Übrig blieben noch 10 Faßbierfreunde, die sich morgens um 10 Uhr bei Rainer einfanden. Das Wetter war okay. Es war zwar schon wärmer gewesen, aber Hauptsache war, dass es nicht regnete! Was dann folgte, stand wie schon so oft im Zeichen überwältigenden Sponsorings: Rainer spendierte mal wieder Weißwürste, Hickes und Alex stifteten frische Brezeln und süßen Senf, Heiko spendierte Schokolade in Flächenmaß und Gewürzgurken, Andy M. stellte seine Zapfanlage zur Verfügung, Rainer seine Festzeltgarnitur und Jochen beglückte uns mit seiner Anwesenheit. Wie man hier sieht, trug wieder mal ein jeder sein Scherflein dazu bei, um bei der Maitour gemeinschaftlich viel Freude zu haben.

Nach ausgiebigem Gefrühstücke, Gebabbel und Fassbiertrinken machten wir uns dann gegen 12 Uhr auf die Socken bzw. auf die Reifen, dieses Mal allerdings mit weniger musikalischem Radau als sonst…die Person, die für die Fahrtenbeschallung zuständig gewesen wäre, fehlte nämlich aus bereits ausführlich geschilderten Gründen.
Zunächst befuhren wir illegalerweise die vollgesperrte Friedrich-Ebert-Straße bis zum Anwesen von Heiko, den wir davon abbringen mussten, uns bei sich zuhause einen Schnaps auszugeben. Irgendwann ist es auch mal gut mit der permanenten Spendiererei! Außerdem mussten wir ja noch einigermaßen sicher Fahrrad fahren.
Die Fahrt führte uns vorbei am Münsterer Freizeitzentrum, wo - wie sollte es auch anders sein - Rufe vernehmbar waren, wonach man bei „Maki’s Auszeit“ ein Zwischenbier nehmen solle. Diese Forderungen wurden von der Reiseleitung, insbesondere vom Routenplaner Racer, ignoriert, da man pünktlich am Zielort Erzhausen eintreffen wollte.
Weiter ging es dann über die von nicht mehr vorhandenem Wald gesäumte Tongrubenschneise. Kurz vor deren Ende hatte unser Kamerad Andy M. dann Glück im Unglück, als er aufgrund widriger Bodenverhältnisse vom Weg abkam und in den Graben fuhr, und zwar genau an einer der wenigen Stellen, die nicht bis zum Rand voller Wasser stand. Nach der Durchquerung von Messel steuerten wir zwecks Partydosenverzehr die Joachim-Lütkemann-Hütte an - eine Schutzhütte, die wir anlässlich unserer 2020er Maitour nach Dreieichenhain schon mal aufgesucht hatten. Die Leerung des Schlappeseppel-Fässchens dauerte dann doch etwas länger, so dass wir uns auf der Rest-Etappe etwas sputen mussten, um nicht wesentlich verspätet am Zielort Erzhausen anzukommen.
Tatsächlich hielt sich unsere Verspätung mit 10 Minuten im Rahmen des Tolerierbaren und so konnten wir problemlos unseren reservierten Tisch im Biergarten von „Mati’s Waldlust“ einnehmen - einem Lokal, das direkt am Ortseingang neben Bahnstrecke und Radschnellweg gelegen war. Aufgrund unseres im Vorfeld erfolgten Studiums der Gaststätten-Homepage wussten wir, dass der Wirt aus Berlin stammt und fragten uns deshalb, wie es diesen aus der pulsierenden, mondänen deutschen Hauptstadt in das provinzielle und beschauliche Erzhausen verschlagen konnte.
Nun ja, ein mutmaßliches Indiz dafür, dass er sich in seiner neuen Heimat wohl ein wenig Berliner Flair bewahren wollte, könnte man an den beiden recht schrägen Servicekräften festmachen, die er durchaus aus der Hauptstadt mitgebracht haben könnte. Da war zum einen eine Kellnerin mit blauen Haaren (offenbar nicht ihre natürliche Haarfarbe) und zum anderen ein Kellner mit vielen Ringen und sonstigem Metall im Gesicht und - sagen wir es mal so - ziemlich weiblicher Mimik und Gestik. Beide verstanden jedenfalls ihr Fach und gerade letzterer brachte uns mit seinen lustigen Sprüchen das eine oder andere Mal zum Schmunzeln.
Das Speisenangebot war ein wenig abseits des gewohnten Gaststätten-Mainstreams und mit etwas gehobeneren Preisen, aber sehr wohlschmeckend. Im Endeffekt war das finanziell aber kein Problem, denn etwas später im Jahr, genauer gesagt bei den Zugticket-Kosten unserer Münster-Fahrt (siehe Extra-Bericht), machten wir das mehr als wett!
Gut drei Stunden hielten wir uns vor Ort auf, bevor wir uns gegen 17 Uhr auf den Rückweg machten. Da wir den direkt vor der Haustür gelegenen Radschnellweg Frankfurt-Darmstadt nicht nur, wie auf dem Hinweg, überqueren, sondern auch mal befahren wollten, radelten wir auf diesem gen Süden, durch Wixhausen und dann zum Forsthaus Kalkofen - dem allseits bekannten Ausflugsziel, das wir im Jahr 2001 schon einmal als Maitourziel angesteuert hatten. Dass auf dem dortigen Terrain eine große Maifeiertags-Sause stattgefunden haben musste, konnte man aufgrund unzähliger inzwischen verwaister Tische voller Leergut erahnen. Vereinzelte Gruppen von Maitourausflüglern mit den obligatorischen Bollerwagen waren zudem auch noch vor Ort. Wir nahmen jedenfalls Platz, um eine Runde Grohe-Bier zu trinken.

Zwischenstopp
im Forsthaus Kalkofen
Der Rest der Fahrt ist recht schnell erzählt, denn wir radelten erneut über Messel und Grube Messel zurück Richtung Münster. Am Freizeitzentrum bei Maki war schon das große Aufräumen im Gange, was uns dazu bewegte, dort keinen Versuch mehr zu unternehmen, ein weiteres Gerstengetränk zu konsumieren. Also ging’s zurück zu Rainer, wo wir den Tag mit unserer dritten warmen Mahlzeit des Tages abrundeten. Wir bestellten nämlich traditionsgemäß Pizza, dieses Mal von „La Luna“ beim „Krischdoff“ - also von dort, wo unsere Maitouren ihren Anfang nahmen.
Im weiteren Verlauf des Abends dünnte sich das Teilnehmerfeld dann getreu dem altbekannten Lied „Zehn kleine Afroamerikaner*innen“ immer mehr aus, bis letzten Endes Bernd und Alex übrigblieben und ihrerseits dann um 22 Uhr die Veranstaltung und Gastgeber Rainer verließen.