Reise


Auf den Spuren von Thiel und Boerne -
die Fahrt nach Münster


Eines sei vorweggenommen: Wer glaubt, in diesem Bericht Erkenntnisse bzgl. des Münsterer Tatort-Formats zu erhalten, wird bitter enttäuscht sein. Vielmehr hat der Autor dieses Berichts sich schlichtweg der Bekanntheit und Beliebtheit des Krimis bedient, um die Blicke auf die Überschrift zu ziehen und Interesse zu wecken, diesen Artikel zu lesen. Wobei - ganz stimmt es auch nicht. In der Tat gab es zwei kleine Berührungspunkte mit dem Tatort, was wir seinerzeit teilweise gar nicht wussten, sondern nur einige von uns (Nur einer? Oder doch zwei?) nach dem Konsum der aktuellsten Folge „Unter Gärtnern“ gewahr wurden. Dazu aber dann an der entsprechenden Stelle mehr ...

Zunächst standen im März auf der FBF-Generalversammlung einmal wieder die üblichen Diskussionen bzgl. der nächsten Stammtisch-Mehrtagesfahrt an. Das „große“ Münster in Westfalen hat des Öfteren schon zur Diskussion gestanden, wurde aber wegen der großen Entfernung und der daraus resultierenden langen Anreise immer wieder verworfen, weil dies potenziellen Nachzüglern eine verspätete Anreise als unattraktiv erscheinen ließ. Doch dieses Mal sollte es anders laufen. Aus welchem Grund auch immer - es fand sich relativ schnell eine Mehrheit dafür, dass die nächste Stammtischfahrt nach Münster gehen sollte. So fügte sich eine siebenköpfige Reisegruppe zusammen, von der allerdings noch ein Kopf abfallen sollte, weil dieser von einer Kollision seiner eigenen privaten Urlaubspläne mit der Stammtischfahrt überrascht wurde. Für den Transport wählten wir traditionell ein Gruppenticket zum Supersparpreis, das seinem Namen alle Ehre machen sollte, waren doch pro Kopf für Hin- und Rücktransport nur schlappe 22 Euro an die Bahn zu entrichten.

So fanden sich denn am 25. August 5 Personen unserer Reisegruppe am Bahnhof zu Münster (Hessen) ein. Person Nummer 6 (Bernd) trat letztmals (was er aber damals noch nicht wusste) seinen Stammtischtrip aus dem Schwarzwald an, um sich dem Rest im Frankfurter Hauptbahnhof anzuschließen. Da dies mit hinreichend Puffer geplant war, hätte das durchaus auch mehrmals fast funktioniert. Er durchlebte ein Wechselbad der Gefühle, immer schwankend zwischen den zwei Extrema „ja, der Anschluss in Frankfurt wird erreicht“ und „nein, das wird wohl nichts werden“. Um die spannende Frage aufzulösen - letzteres war der Fall. Das war einmal mehr ärgerlich, weil sich Bernd auch für die Bereitstellung des Reiseproviants in Form mehrerer Ringel Fleischwurst berufen gefühlt hatte. Diese waren nun seine einzigen Begleiter auf der Odyssee durch das deutsche Bahnnetz, während der Rest der Reisegesellschaft fleischwurstlos darben musste. Ein weiteres logistisches Problem war, dass der unschlagbar günstige Zug nicht über ein Bistro verfügte. Ein Umstand, der von den Zugbegleitern allerdings durch direkte Anlieferung von Flaschenbier an unsere Sitzplätze kompensiert wurde. Da der Waggon mit den Biervorräten maximal weit weg von unseren Sitzplätzen war, bedeutete das für den Zugbegleiter manchen extra Kilometer - sein Fitnesstracker wird es ihm nach Dienstschluss lobend mitgeteilt haben.

Mehr oder weniger planmäßig kamen wir dann in Münster Hauptbahnhof an. „Wir“ heißt in diesem Fall „wir 5, die in Münster gestartet waren“ - Bernd, dem zwischenzeitlich mal vom DB-Personal in Aussicht gestellt wurde, ggf. sogar vor uns da zu sein, irrlichterte, begleitet von einem Rudel Fleischwurst, immer noch durch die Gegend. Aus Gründen der Solidarität (und weil einige dringend ihre Notdurft verrichten mussten und es draußen goss wie aus Eimern) beschlossen wir, zunächst im Bahnhofsgebäude zu verbleiben und auf die Ankunft von Bernd zu warten. In Erwartung der Fleischwurstbegleitung unseres Stammtischkameraden sahen wir es als sinnvoll an, die zahlreich angefallenen Sanifair-Bons beim Bahnhofsbäcker in Brötchen umzusetzen, sodass diese dann nach der Ankunft von Bernd als Trägermedium für Fleischwurst und Senf Verwendung finden könnten.

Ärgerlich war, dass wir erkennen mussten, dass die Bons in den Geschäften innerhalb des Bahnhofs gar nicht akzeptiert wurden. Auch ein Geschäftsmodell: Man veräußert Bons, die man dann nirgendwo einlösen kann ... . Irgendwann kam Bernd dann an und zeitgleich endete auch der Regen, sodass wir trockenen Fußes vom Bahnhof aus zu unserem Hotel laufen konnten („trockenen Fußes“ stimmt jetzt nicht so ganz, weil die Straße ja noch nass war - aber ich denke, ihr wisst, wie es gemeint ist).

„Frühstück“ um 14:45 Uhr auf dem Hotelzimmer



Spätschoppen in der Pinkus-Brauerei

Im Hotel angekommen mussten wir uns einer Geschicklichkeitsprüfung unterziehen. Galt es doch, die ausgehändigten Zimmerkarten in ganz spezieller Art und Weise in das Lesegerät zu stecken und wieder herauszuziehen, sodass sich die Tür zum Flur, auf dem unsere Zimmer lagen, auftat. Eine Aufgabe, an der der eine oder andere auch nach mehrfachen Anläufen kläglich scheiterte. Was soll's, genügte es doch, stets einen dabei zu haben, der in dieser Technik versiert war, um dem Rest Einlass zu gewähren. Nach dem Bezug unserer Zimmer konnte die gemeinsame Fleischwurstverköstigung stattfinden und Pläne für den weiteren Verlauf des Tages geschmiedet werden. Alsdann galt es das Kulturprogramm zu absolvieren. Aufgrund der hohen Kirchendichte unserer Lokation, arbeiteten wir zunächst mehrere Gotteshäuser ab (unter anderem den Dom zu Münster), um uns anschließend der Braukultur zu widmen. Als Startpunkt dafür wählten wir die Pinkus-Brauerei. Diese bot nicht nur eine breite Palette an Speisen und verschiedenen „richtigen“ Bieren, sondern auch eine Vielzahl von alkoholfreien Bieren, was einem der Mitreisenden sehr zupass kam, da er wegen einer Infektion gerade „auf Antibiotika“ war und sich dies nicht unbedingt mit Alkoholkonsum verträgt.

Beim Pinkus verweilten wir recht lange und durch unseren zentralen Sitzplatz vor dem Eingangsbereich wurden wir auch Zeuge, wie einer Bedienung ein Tablett mit Abendessen entglitt und sich auf dem Boden und unter unserem Tisch verteilte. In bester „Kitchen Impossible“-Manier verstanden wir es, allein durch optische Analyse und den Geruch zu schlussfolgern, dass es sich hier wohl um das Kalbsragout handeln musste. Nach einigen Runden und einem ausgiebigen Abendessen zogen wir dann weiter, um dann letztendlich wieder fast an die gleiche Stelle zurückzukehren (diesmal ins Pinkulus, was direkt neben dem Pinkus ist). Den Ausklang fand der Abend direkt nebenan in der Mokel-Bar, wo wir noch ein paar Cocktails schlürften.

Nach einem üppigen Frühstück in einem üppig gefüllten Speisesaal, begaben wir uns zu einem Fahrradverleih, um die „Stadt der Radfahrer“ mit unseren Leihvehikeln zu erkunden. Zunächst führte uns unsere Erkundungstour ins Hafengebiet. Dort mussten wir feststellen, dass die Anzahl Cafes, Kneipen, Bistros - wie auch immer man es nennen mag - überschaubar ist, wenn man den Focus auf Öffnungszeiten Samstagvormittag richtet. Schließlich wurden wir bei der Kaffeegießerei fündig, welche um diese Zeit nicht nur Heißgetränke feilbot, sondern auch schon Bier, was der ein oder andere Kunde bereits um diese Zeit gerne in Anspruch nahm. Das Mittagessen nahmen wir in einem italienischen Restaurant am Aasee ein. Hier verzehrten wir Pizzen biblischen Ausmaßes und mussten feststellen, dass der Hinweis „pikant“ auf der Speisekarte nicht einfach eine Marketingmaßnahme, sondern durchaus ernst zu nehmen war. Hier am Aasee ließ sich ein erster Bezug zum Münsterer Tatort herstellen. In der Folge „Schwanensee“ alberten die beiden Kommissare mit einem Tretboot in Form eines Schwans über besagtes Gewässer.


Gruppenfoto mit Fahrrädern am Aasee


Abschluss-Schoppen im „Whisky Dungeon“

Eine Besichtigung des Münsterer Schlosses blieb uns verwehrt, weil zu dieser Zeit dort alles durch das Reitturnier „Turnier der Sieger“ okkupiert war. Da wir aufgrund unserer bürgerlichen Herkunft mit dem Reitsport nicht allzu viel anfangen konnten, brachen wir zeitnah wieder auf, um dem Adel und den Neureichen das Feld zu überlassen. Stattdessen kehrten wir im Biergarten „Mutter Birken“ ein, wo wir uns sichtlich wohler fühlten. Wieder an unserem Hotel angekommen, gaben wir unsere Drahtesel zurück und fanden uns zum Abendessen im „Blauen Haus“ ein. Da wir unseren Brauerei-Horizont noch um die Finne-Brauerei erweitern wollten, schloss sich ein längerer Fußmarsch zu eben dieser an. Einen würdigen Abschluss fand der Abend im „Whisky Dungeon“, einer Kneipe im Kerker-Style mit ordentlicher Rockmusik und großer Auswahl an Whiskys.

Der nächste Tag verlief unspektakulär. Nach einem erneut üppigen Frühstück vertraten sich einige noch die Beine in der Gegend um unser Hotel. Bernd und Andy nutzten die Gelegenheit, noch den Friedensaal zu besichtigen, in dem nicht nur der Westfälische Frieden unterzeichnet wurde, sondern auch die Deutsche Einheit eingefädelt wurde (siehe auch Tatort-Folge „Unter Gärtnern“). Gemeinsam verkonsumierten wir dann die Reste unserer Gemeinschaftskasse in einem Cafe. Dies gestalteten wir so, dass für den Kellner zumindest noch ein stattliches Trinkgeld von 30 Cent für alle zusammen übrigblieb.

Die Heimreise mit dem Zug erfolgte ohne große Überraschungen (zumindest für die meisten von uns), sodass wir gegen 20 Uhr wieder in „unserem“ Münster waren. Man könnte noch erwähnen, dass Bernd nicht pünktlich im Schwarzwald war - nachdem was er auf der Hinfahrt und auf anderen Stammtischfahrten erlebt hat, kann man das aber nicht wirklich als Überraschung bezeichnen.

Fazit: Münster ist eine Reise wert - mal sehen, was uns dieses Jahr in Fulda so alles widerfahren wird.



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